Die Gründungsurkunde von Simonskall vom 3. Juli 1608
Von Gottes Gnaden, Wir, Johann Wilhelm, Herzog von Jülich, Kleve und Berg, Graf zu der Mark, Ravensberg und Moers, Herr zu Ravenstein, tun kund, daß unser lieber und besonderer Bartholomäus Schobinger für sich sowie für seinen Bruder und Teilhaber Tobias Schobinger untertänigst um unsere Bewilligung nachgesucht hat, unterhalb unseres Dorfes Vossenack auf oder an dem Wasserfluß die Kall genannt, gelegen in unserem Amt Monschau, eine Glashütte und Seifensiederei errichten zu dürfen.
In Anbetracht der günstigen Lage des Ortes und der umfangreichen Wälder in seiner Umgebung haben wir durch unsere Beamten Erkundigungen einziehen lassen und Bericht erhalten, daß durch den Bau niemand beschwert und geschädigt wird, sondern vielmehr das Land zum Nutzen unserer getreuen Untertanen zu einem besseren Gedeihen gebracht wird. Im übrigen vertrauen wir darauf, daß durch dieses neue kunstvolle Gewerbe auch das überschüssige Holz der Umgebung, von dem wir bisher wenig Nutzen hatten, nunmehr zu Vermehrung unseres jährlichen Einkommens einen besseren Absatz finden wird.
So bekennen wir den hiermit für uns und unsere Nachkommen, die Herzöge von Jülich, daß wir den beiden bereits genannten Brüdern Bartholomäus und Tobias Schobinger und ihren Erben am angegebenen Ort ein Grundstück von ungefähr drei Morgen überlassen und ihnen gnädigst bewilligt haben, darauf eine Glashütte und eine Seifensiederei zu errichten. Auch bestätigen wir ihnen kraft dieses offenen Briefes unbeschadet und zu ihrem vollen Nutzen und Gebrauch ihrer Rechte an Wald, Wassergang und Fischfang.
Darauf sollen sie und ihre Nachkommen uns, sobald das Glasmachen und Seifensieden in Gang und Übung gekommen ist, 60 Scheiben groben lothringischen Fensterglases und anstatt eines Viertels Seife drei Reichstaler zu einem bestimmten Termin als Anerkennungsgebühr an einem bestimmten Ort abliefern und bezahlen.
Weil sie aber an dem Wasserfluß, genannt die Kall, zwei kleine Wasserräder errichtet haben, das eine zum Mahlen des zum Seifensieden benötigten lothringischen und österreichischen Hanfsamens, das andere zum Brechen und Zerstampfen der mit Kalk versetzten Glassteine ("Quarzite"), so sollen sie jährlich auf ihre Kosten, Angst und Gefahr an unsere Rentmeisterei in Monschau für jedes Rad einen Goldgulden entrichten.
Da aber die oben genannten Brüder und ihre Erben jährlich eine große Menge Holz benötigen, so haben sie uns untertänig gebeten, ihnen dasselbe aus den umliegenden Wäldern anweisen zu lassen. Wir haben ihnen daraufhin jährlich das Holz von 50 Morgen Wald zugestanden, wofür sie an unseren Forstmeister zu Monschau zwei Reichstaler zu zahlen haben.
Daher haben wir unseren derzeitigen Forstmeister Hattard von der Hart gnädigst befohlen, jährlich zur Zeit des Holzeinschlages die 50 Morgen durch einen verordneten Landmesser abmessen und durch besonders beeidigte Holzfäller zuhauen zu lassen. Der Erlös aus dem Holz soll uns in der üblichen Weise (über den Forstmeister) ausgezahlt werden. Dabei ist fleißig darauf zu achten, daß durch diesen oder jenen nichts veruntreut wird.
Sollten die Gebrüder Schobinger jedoch, was wir nicht hoffen wollen, in künftiger Zeit Handel, Nahrung und Gewerbe erliegen lassen und nicht mehr gebrauchen oder mit ihren Zahlungen an unsere Rentmeisterei in Rückstand geraten, so soll der überlassene Werkplatz wieder unbelastet und unbeschwert an unsere Erben zurückfallen.
Sollten sie jedoch bei fortbestehendem Gewerbe unserem Forstmeister die jährliche Gebühr für die Holzanweisung nicht termingerecht entrichten und diesbezüglich säumig befunden weren, so werden wir uns an ihrem dort errichteten Gebäude sowie an ihrem beweglichen und unbeweglichen Besitz schadlos halten.
Dieses alles ist geschehen ohne Gefahr und Arglist. In Urkund der Wahrheit und fester Stetigkeit haben wir unser Siegel an diesen Brief gehängt.
So gegeben auf unserem Schloß zu Hambach am dritten Tag des Monats Juli in dem Jahr unseres Herrn und Seligmachers 1608.
(Dieser Urkundentext wurde von Heinrich Tichelbäcker, erheblich gekürzt, dem heutigen Sprachgebrauch angeglichen.)
Quelle: Simonskall und seine Vergangenheit - Zusammenstellung und Bearbeitung Dr.-Ing. Leo Messenig † 2.4.2011 - Geschichtsverein Hürtgenwald e.V. - 2.Auflage 1994