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Die Eisenindustrie im Kalltal

Auf den Spuren des Eisensteins - Historische Eisenindustrie im Kalltal

Bei einem Spaziergang durch die bewaldeten, idyllischen Bachtäler der Eifel kann man sich nur schwer vorstellen, dass noch vor wenigen Jahrhunderten beißender Qualm von Holzkohlenmeilern und unerträglicher Lärm von Hochöfen und Hammerwerken die Täler erfüllte.

Wenn man sich auf die Spurensuche der historischen Eisenindustrie in der Eifel begibt, muss man detektivische Arbeit leisten. Bestimmte Geländeformen, Verzierungen an alten Häusern und Ortsnamen, die auf "-hütte" oder "-hammer" enden, deuten auf diese industrielle Vergangenheit hin.

Die Eifeler Eisenindustrie erlebte eine Blüte zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert. Da kein Liedgut oder andere Bergmannstraditionen erhalten geblieben sind, ist es naheliegend, dass es den Berufsstand "Bergmann" in der Eifel nicht gegeben hat. Der Eisenstein wurde vielmehr von den Bauern für den Hausgebrauch oder im Nebenerwerb auf den Wiesen abgesammelt, oder im Winter in ober- und unterirdischen Gängen abgegraben. Wenn ein Stollen erschöpft war, wurde einfach ein neuer daneben angelegt.

Der Reidtmeister aus Simonskall

Gut dokumentiert ist die Geschichte der Eisenindustrie im Kalltal. Im heutigen Simonskall wurde 1622 dem Simon Kremer die Genehmigung erteilt, "in der Callen" eine "eisenhuth und hammerwerck oder reidtwerck" zu betreiben. Die historische Kremer-Mühle in Simonskall geht auf diese alte Familie zurück. "Reidtmeister" hießen die Hüttenmeister, deren Handwerk über Generationen hinweg von Vater zu Sohn weitergegeben wurde. Bis ins Kalltal sind auch die Spuren der Familie Hoesch zurückzuverfolgen, zu deren historischem Privatbesitz der Zweifallshammer gehört.

Auf Kosten des Waldes

Hüttenwerke benötigten fließendes Wasser, um Blasebälge für die Hochöfen und um Hämmer zum Schmieden des Eisens zu betreiben. Gut zugängliche Erzlager und große Mengen an Holzkohle zum Erzeugen der Schmelzhitze mussten ebenfalls verfügbar sein. Die Geschichte der Eisenindustrie in der Eifel ist daher eng mit der Geschichte des Waldes verknüpft.
Fast alle natürlichen Buchenwälder der Eifel gingen durch die Eisenindustrie zugrunde. In einer Kurtrierer Denkschrift aus dem 18. Jahrhundert heißt es: "Es sei überhaupt in den Waldungen gehaust worden, als wan das Holtz wie Salatt im Garten wachsen täte". Eindruck einer Eifelreise eines preußischen Regierungsbeamten: "Man sollte sehn und weinen, weil die Berge von allen Seiten ihre nackten Schädel, welche kein Gesträuch deckt, erheben". Im 19. Jahrhundert wurde das so entstandene Ödland überwiegend mit schnellwüchsigen Fichten aufgeforstet, die noch heute unser Waldbild prägen.

Weil die Konkurrenz außerhalb der Eifel im 19. Jahrhundert mit besseren Erzen, kürzeren Transportwegen, mit Steinkohle und Elektrizität effizienter arbeitete, kam die Eisenindustrie der Eifel zum Erliegen. Heute zeugen nur noch Spuren von diesem einst blühenden Industriezweig.

Quelle: Die unten angegebene Adresse ist nicht mehr aktuell, der ursprüngliche Artikel wurde aus Desinsteresse aus der Internetseite Naturpark Eifel entfernt.

http://www.naturpark-eifel.de/go/eifel-inhalt_detail/german/Landschaften/Die_Rureifel/71_auf_den_spuren_des_eisensteins_hist_eisenindustrie_im_kalltal.html

Die Gründungsurkunde von Simonskall vom 3. Juli 1608

Von Gottes Gnaden, Wir, Johann Wilhelm, Herzog von Jülich, Kleve und Berg, Graf zu der Mark, Ravensberg und Moers, Herr zu Ravenstein, tun kund, daß unser lieber und besonderer Bartholomäus Schobinger für sich sowie für seinen Bruder und Teilhaber Tobias Schobinger untertänigst um unsere Bewilligung nachgesucht hat, unterhalb unseres Dorfes Vossenack auf oder an dem Wasserfluß die Kall genannt, gelegen in unserem Amt Monschau, eine Glashütte und Seifensiederei errichten zu dürfen.

In Anbetracht der günstigen Lage des Ortes und der umfangreichen Wälder in seiner Umgebung haben wir durch unsere Beamten Erkundigungen einziehen lassen und Bericht erhalten, daß durch den Bau niemand beschwert und geschädigt wird, sondern vielmehr das Land zum Nutzen unserer getreuen Untertanen zu einem besseren Gedeihen gebracht wird. Im übrigen vertrauen wir darauf, daß durch dieses neue kunstvolle Gewerbe auch das überschüssige Holz der Umgebung, von dem wir bisher wenig Nutzen hatten, nunmehr zu Vermehrung unseres jährlichen Einkommens einen besseren Absatz finden wird.

So bekennen wir den hiermit für uns und unsere Nachkommen, die Herzöge von Jülich, daß wir den beiden bereits genannten Brüdern Bartholomäus und Tobias Schobinger und ihren Erben am angegebenen Ort ein Grundstück von ungefähr drei Morgen überlassen und ihnen gnädigst bewilligt haben, darauf eine Glashütte und eine Seifensiederei zu errichten. Auch bestätigen wir ihnen kraft dieses offenen Briefes unbeschadet und zu ihrem vollen Nutzen und Gebrauch ihrer Rechte an Wald, Wassergang und Fischfang.

Darauf sollen sie und ihre Nachkommen uns, sobald das Glasmachen und Seifensieden in Gang und Übung gekommen ist, 60 Scheiben groben lothringischen Fensterglases und anstatt eines Viertels Seife drei Reichstaler zu einem bestimmten Termin als Anerkennungsgebühr an einem bestimmten Ort abliefern und bezahlen.

Weil sie aber an dem Wasserfluß, genannt die Kall, zwei kleine Wasserräder errichtet haben, das eine zum Mahlen des zum Seifensieden benötigten lothringischen und österreichischen Hanfsamens, das andere zum Brechen und Zerstampfen der mit Kalk versetzten Glassteine ("Quarzite"), so sollen sie jährlich auf ihre Kosten, Angst und Gefahr an unsere Rentmeisterei in Monschau für jedes Rad einen Goldgulden entrichten.

Da aber die oben genannten Brüder und ihre Erben jährlich eine große Menge Holz benötigen, so haben sie uns untertänig gebeten, ihnen dasselbe aus den umliegenden Wäldern anweisen zu lassen. Wir haben ihnen daraufhin jährlich das Holz von 50 Morgen Wald zugestanden, wofür sie an unseren Forstmeister zu Monschau zwei Reichstaler zu zahlen haben.

Daher haben wir unseren derzeitigen Forstmeister Hattard von der Hart gnädigst befohlen, jährlich zur Zeit des Holzeinschlages die 50 Morgen durch einen verordneten Landmesser abmessen und durch besonders beeidigte Holzfäller zuhauen zu lassen. Der Erlös aus dem Holz soll uns in der üblichen Weise (über den Forstmeister) ausgezahlt werden. Dabei ist fleißig darauf zu achten, daß durch diesen oder jenen nichts veruntreut wird.

Sollten die Gebrüder Schobinger jedoch, was wir nicht hoffen wollen, in künftiger Zeit Handel, Nahrung und Gewerbe erliegen lassen und nicht mehr gebrauchen oder mit ihren Zahlungen an unsere Rentmeisterei in Rückstand geraten, so soll der überlassene Werkplatz wieder unbelastet und unbeschwert an unsere Erben zurückfallen.

Sollten sie jedoch bei fortbestehendem Gewerbe unserem Forstmeister die jährliche Gebühr für die Holzanweisung nicht termingerecht entrichten und diesbezüglich säumig befunden weren, so werden wir uns an ihrem dort errichteten Gebäude sowie an ihrem beweglichen und unbeweglichen Besitz schadlos halten.

Dieses alles ist geschehen ohne Gefahr und Arglist. In Urkund der Wahrheit und fester Stetigkeit haben wir unser Siegel an diesen Brief gehängt.

So gegeben auf unserem Schloß zu Hambach am dritten Tag des Monats Juli in dem Jahr unseres Herrn und Seligmachers 1608.

(Dieser Urkundentext wurde von Heinrich Tichelbäcker, erheblich gekürzt, dem heutigen Sprachgebrauch angeglichen.)
Quelle: Simonskall und seine Vergangenheit - Zusammenstellung und Bearbeitung Dr.-Ing. Leo Messenig † 2.4.2011 - Geschichtsverein Hürtgenwald e.V. - 2.Auflage 1994

Über Simonskall

Simonskall, ein Dorf mit über vierhundertjähriger Geschichte, wird seit mehr als einem Jahrhundert zunehmend durch den Fremdenverkehr geprägt. Nicht umsonst wird Simonskall als „Perle der Eifel“ bezeichnet.

Es ist das Herzensanliegen der Simonskaller Bevölkerung, die besondere familiäre Atmosphäre des Ortes für die Besucher und Bewohner zu bewahren und weiter zu entwickeln, und damit einen bewussten Gegensatz zu vielen anderen Tourismusorten zu schaffen. Die Gäste in Simonskall nutzen die kulinarischen Angebote und können regelmäßig stattfindende Ausstellungen im „Junkerhaus“ sowie Konzerte in der toll renovierten Marienkapelle besuchen. Weiter können ab Simonskall insgesamt über 200 km lange Wander- sowie Radwege aktiv genutzt werden. Die für die Pflege und Kennzeichnung der Wege verantwortlichen Personen sind ständig bestrebt, diesen Teil der Rureifel weiter für Wanderer und Radler zu erschließen. Entlang des Historischen Wanderweges rings um Simonskall finden sich zahlreiche Kraft-Orte und –Elemente. So ist auch die seit wenigen Jahren bestehende „Boule-Anlage“ (aus Frankreich stammendes Kugelspiel) Anlaufstation für interessierte Gäste sowie Besucher. Die Örtlichkeiten in Simonskall bieten besonderes Flair für Familienfeiern. Brautleute verbinden die kirchliche Trauung in der Marienkapelle mit dem sich anschließenden Fußweg von der Kirche in den malerischen Ort bis hin zum Hotel bzw. Restaurant, in dem das Fest bis weit in die Nacht oder auch bis zum frühen Morgen fortgesetzt wird.

Für ein so kleines Eifeldorf wie Simonskall ist es von besonderer Bedeutung, die Angebote für die Besucher wie auch für die Einwohner gleichermaßen attraktiv zu gestalten.

Der Verkehrsverein Vossenack Simonskall e.V. (VVS) kümmert sich sowohl um die Belebung des Tourismus als auch um kulturelle Themen. Im „Junkerhaus“, einem Gebäude aus dem frühen 17. Jahrhundert, unterhält der VVS eine Touristeninformation, die für die Besucher neben Kartenmaterial und Informationsbroschüren über die Region auch zeitgeschichtliche Literatur, Geschenkartikel und Eifeler Köstlichkeiten bereithält. Im Obergeschoss richtet der Verein Höhenart Hürtgenwald e.V. regelmäßig Ausstellungen aus. Dort werden häufig auch Werke zeitgenössischer oder mit der Geschichte des Ortes verbundener Künstler präsentiert, die an anderer, viel prominenterer Stelle kaum zu sehen sind. Dieses besondere Engagement findet auch Anerkennung über die Eifel hinaus. So hat die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf das Junkerhaus Simonskall als originäre Stätte der Moderne im rheinischen Kulturraum mit der Einladung zur Kulturmesse Regionalia geehrt.

Für den guten baulichen Zustand der Marienkapelle aus dem Jahr 1935 und zahlreiche dort stattfindende künstlerische und religiöse Veranstaltungen zeichnet der Verein der Freunde und Förderer der Marienkapelle Simonskall e.V. verantwortlich.

Gegenüber dem Hotel „Talschenke“ steht eine Büchertauschbörse. Hier sollen Besucher und Einwohner jederzeit Bücher entnehmen oder einstellen können, um so bei weniger gutem Wetter ein attraktives Lektüreangebot nutzen zu können.

Von Simonskall gehen etwa 250 km Wanderwege aus. In der West-Ost-Ausdehnung verlaufen sie ebenerdig, im Nord-Süd-Verlauf sind zunächst 100 Höhenmeter nach Vossenack bzw. Schmidt zu überwinden. Viele Besucher kommen nach Simonskall, um von hier aus kleinere oder größere Wanderungen zu starten. Auch für Radtouristen wird die Region immer interessanter, zumal seit kurzem in Simonskall auch Elektrofahrräder ausgeliehen werden können. Die für die Pflege und Kennzeichnung der Wege zuständigen Institutionen – Rureifel Tourismus e.V. und die Ortsgruppen Vossenack und Schmidt des Eifelvereins e.V. - sind ständig bestrebt, diesen Teil der Rureifel weiter für Wanderer und Radfahrer zu erschließen.

Simonskall blieb von den Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges weitgehend ver­schont. Deshalb präsentieren sich die historischen Gebäude heute noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Hervorzuheben sind hier der Turm von 1608 mit dem später angebauten „Junkerhaus“, die „Kremer Mühle“ von 1622, das Haus von 1666 und natürlich die sog. „Burg“, ein wehrhafter Gebäudekomplex aus den Jahren nach Ende des 30-jährigen Krieges. Diese sehr alte Bausubstanz gibt dem Ort sein besonderes Gepräge, unterstützt durch jüngere Bauwerke, wie dem „Eifelhaus“, dem Hotel-Restaurant „Talschenke“ mit seiner charakteristischen Architektur oder dem Hotel „Wiesengrund“.

In Richtung „Mestrenger Mühle“ befinden sich die nach dem Krieg entstandenen Häuser „Landhotel Kallbach“, die Pension „Sonneneck“, das „Café Kern“ sowie einige neuere Wohnhäuser.

Um den historischen Gebäudebestand zu sichern, dem Tourismus eine Zukunfts­perspektive zu geben, der Natur den nötigen Schutz – und Freiraum zu gewährleisten und zusätzlich Wohnen im Ort Simonskall zu ermög­lichen, wurde im Jahre 2004 der Bebauungsplan Nr. L 1 „Simonskall“ aufgestellt. Neben der baulichen Gestaltung und Entwicklung wurde im Bebauungsplan auch zur Sicherung des Uferstreifens der Kall eine entsprechende Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung der Uferbereiche festgesetzt. Der Bebau­ungsplan wurde seinerzeit mit der Dorfgemeinschaft in Simonskall sehr intensiv beraten und abgestimmt. Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes dürfte die bau­liche Entwicklung von Simonskall zunächst weitgehend abgeschlossen sein, zumal aufgrund der Lage im engen Kalltal Bauland nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Weiterhin soll mit dem Bebauungsplan der spezifisch dörfliche Charakter des Ortes mit seinen historischen Baudenkmälern bewahrt werden.

Geschrieben von der Gruppe Dorfwettbewerb im Offenen Dorfforum anlässlich der Teilnahme am Dorfwettbewerb 2014 "Unser Dorf hat Zukunft"

Wanderwege rund um Vossenack - Simonskall - Raffelsbrand

Alle hier aufgezeigten Wanderwege stammen aus outdooractive.com

Vossenack

  • Westwallweg /Historische Wanderwege (Region Vossenack)

  • Von Vossenack nach Simonskall (Tippeltouren Eifel)

  • Dorfrundgang in Vossenack

  • Kleiner Rundwanderweg (Vossenack)

  • Großer Rundweg Vossenack / Raffelsbrand

  • Historischer Wanderweg ab Vossenack [36]

  • Kall - Trail [66]

  • Pfad des Gedenkens

  • Triftrunde

  • 4 Täler Wanderweg

  • Weheschlucht Rundweg

Simonskall

  • Radtour - Kalltalsperre, Schmidt, Nideggen, Mestrenger Mühle, Simonskall

  • Kall Trail und Bunker bei Simonskall

  • Simonskall historischer Wanderweg

  • Simonskall Bunker Route

Raffelsbrand

Todtenbruch Moor