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Die Kriegsgräberstätte Vossenack

2015 und 2016 wurde im Hürtgenwald als Pilotprojekt ein "Moratorium" abgehalten. Dabei ging es darum, in einem ersten Schritt einen Überblick über die Gedenk- und Erinnerungsobjekte der Region mit Bezug zum Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Auf der Grundlage einer solchen ersten Bestandsaufnahme wurde in einem zweiten Schritt reflektiert, welche Sinnstiftung damit in der Region betrieben wird bzw. welche "Botschaften" darüber transportiert werden. Darauf aufbauend wurde in einem dritten Schritt ein Handlungskatalog mit verschiedenen Empfehlungen erstellt. Unter anderem wurden auf der Kriegräberstätte in Vossenack 6 Infotafeln aufgestellt, deren Inhalt hier wiedergeben wird.

  • Infotafel 1 Erinnern - Gedenken - Verantworten

    Erinnern - Gedenken - Verantworten

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Aktion „Friedenstaube“ der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer des Franziskus-Gymnasiums Vossenack am 4.7.2014

    Der Hürtgenwald war von September 1944 bis Februar 1945 ein Schauplatz für schwere Kämpfe zwischen alliierten Soldaten und Soldaten der Wehrmacht. Sie zählen zu den längsten und verlustreichsten Gefechten des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden im Westen und hinterließen tausende Verwundete und Tote. Nach 1945 blieb der Hürtgenwald mit seinen Gemeinden über viele Jahre von dem Kriegsgeschehen gezeichnet. Noch heute fi nden sich in den Wäldern Kriegsrelikte: gesprengte Bunker, überwachsene Laufgräben, gefährliche Blindgänger. Außerdem zeugen zwei Kriegsgräberstätten, Kreuze, Tafeln, zahlreiche Gedenksteine und künstlerische Objekte davon, welch tiefe Spuren die Kriegserlebnisse in der Erinnerung der Menschen hinterlassen haben. 70 Jahre später fragten sich Schüler und Schülerinnen des Projektkurses Geschichte des Franziskus-Gymnasiums mit ihren Lehrern, wie sie mit diesem historischen Vermächtnis umgehen wollen. Sie fi ngen an, in ihren Familien und in der Nachbarschaft nachzufragen, zu recherchieren und darüber nachzudenken, was für sie in der Erinnerung an Krieg und Nationalsozialismus wichtig ist. Ein Ergebnis war die Aktion „Friedenstaube“, an der sich alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums am 4. Juli 2014 beteiligten. Ein anderes Ergebnis war die Entwicklung von Informationstafeln durch den Projektkurs. Die Fertigstellung der Tafeln erfolgte mit Unterstützung des Kreises Düren und der Gemeinde Hürtgenwald sowie des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Sie wurden im Juni 2015 der Öffentlichkeit übergeben.

    Erinnern an das, was geschehen ist, um zu verstehen wer wir sind.
    Erinnern, bereit sein für ehrliche Fragen und Antworten.
    Erinnern – offen sein für neue Perspektiven.

    Gedenken an das, was Menschen widerfahren ist und was Menschen getan haben.
    Gedenken in Achtung und Würde, kritisch und respektvoll.
    Gedenken – offen sein für Wahrheit und Gerechtigkeit.

    Verantworten – Auftrag für die Auseinandersetzung mit dem was war, was ist und was sein wird.
    Verantworten – Mut für ein Leben in Aufrichtigkeit und Toleranz.
    Verantworten – Frieden und Freiheit mit sich selbst und den Mitmenschen.

  • Infotafel 2 Die Kämpfe im Hürtgenwald 1944 / 45

    DIE KÄMPFE IM HÜRTGENWALD 1944 / 45

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Am 1. September 1939 überfiel das nationalsozialistische Deutsche Reich sein Nachbarland Polen. Damit begann der Zweite Weltkrieg, der in Europa und in anderen Erdteilen mehr als 50 Millionen Todesopfer forderte. Mit der Kapitulation der Wehrmacht vor Stalingrad am 2. Februar 1943 begann der militärische Niedergang des Reiches. Am 6. Juni 1944 gingen alliierte Truppen in der französischen Normandie an Land und erreichten Anfang September 1944 die Westgrenze des Deutschen Reiches. Damit kehrte der Krieg ins Land seiner Verursacher zurück. Am 22. Oktober kapitulierte Aachen, die westlichste deutsche Großstadt. Der geplante rasche Vorstoß der Alliierten zum Rhein blieb an der Rur und in den Wäldern von Eifel und Ardennen stecken. In den Erinnerungen der beteiligten Soldaten beider Seiten werden die Kämpfe im Hürtgenwald als besonders schwer und grausam beschrieben. In dem unwegsamen, stark zerklüfteten und von dichten Wäldern bedeckten Gelände konnten die Amerikaner ihre Überlegenheit an militärischem Material kaum zur Geltung bringen. Zudem begünstigte ungewöhnlich raues Wetter mit wochenlangen sintflutartigen Regenfällen und fallenden Temperaturen eher die ortskundigen Verteidiger des Geländes als die Angreifer. Der Kampf hatte von Beginn an den Charakter eines zähen Stellungskrieges, der mitunter an den Kriegsverlauf des Ersten Weltkriegs erinnerte. Durch den erbitterten Widerstand von Wehrmacht und improvisierten Hilfstruppen wie dem „Volkssturm“ verzögerte sich die Befreiung Deutschlands von dem verbrecherischen NS-Regime. Auch die Zivilbevölkerung zwischen Aachen und Köln bezahlte dafür einen hohen Preis. Zahlreiche Dörfer und Städte – Vossenack, Hürtgen, Kommerscheidt, Schmidt, Jülich, Düren – wurden nahezu vollständig zerstört. Zudem verloren nach jüngsten Forschungen mindestens 17.000 Soldaten (5.000 Alliierte und mindestens 12.000 Deutsche) ihr Leben. „Huertgen Forest“, der amerikanische Name für das Kampfgebiet, wurde nach 1945 zu einer identitätsstiftenden Bezeichnung. 1969 schlossen sich die einstmals selbstständigen Gemeinden Bergstein, Brandenberg, Gey, Großhau, Hürtgen, Kleinhau und Straß zu der Gemeinde Hürtgenwald zusammen, 1972 kam mit Vossenack ein weiterer ehemaliger Schauplatz der Kämpfe von 1944/45 hinzu.

    Der Frontverlauf in und um den Hürtgenwald änderte sich auf engstem Raum nahezu täglich. Die Karte kann deshalb nur einen groben Überblick geben.

  • Infotafel 3 Die Kriegsgräberstätte Vossenack

    DIE KRIEGSGRÄBERSTÄTTE VOSSENACK

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Die Stelle, an der sich der Friedhof befindet, wird „Höhe 470“ genannt. Dieser Hügel war ein schwer umkämpfter Kriegsschauplatz. Hier legte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den Jahren 1949 bis 1952 einen „Ehrenfriedhof“ an. Die Bergung der Toten im Hürtgenwald war während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren nur mühsam vorangegangen. Weil die US-Armee ihre Toten grundsätzlich nicht auf feindlichem Territorium beisetzt, wurden Leichname von US-Soldaten, sofern sie aufgefunden und identifiziert werden konnten, in die USA überführt oder auf Friedhöfen in den Nachbarländern bestattet. Die Bergung, Identifizierung und Beisetzung der getöteten deutschen Soldaten nahmen während des Krieges vor allem Bestattungskommandos der Wehrmacht vor. Nach dem Krieg bargen zunächst zurückkehrende Bewohnerinnen und Bewohner die Toten, bis ein koordiniertes Vorgehen der zuständigen Behörden möglich wurde. Jeder Gang in das verminte und schwer zugängliche Gelände war sehr riskant. Viele Minensucher, aber auch zahlreiche andere Bewohnerinnen und Bewohner, darunter etliche Kinder, verunglückten tödlich. Besonders bekannt wurde Julius Erasmus (1895-1971), ein aus Aachen stammender, ehemaliger Pionier-Hauptmann der Wehrmacht. Er und seine Helfer bargen seit Ende 1945 insgesamt 1.557 Tote. Die Beisetzungen erfolgten zunächst oft an Waldrändern, bis ein Bereich auf dem Gemeindefriedhof zur Verfügung stand. Mit der Anlage des „Ehrenfriedhofs“ wurden einige der auf dem Gemeindefriedhof Beigesetzten nach Vossenack überführt. Hier wurden außerdem nach und nach die in umliegenden Wäldern gefundenen Toten beigesetzt. Weitere 767 Kriegstote kamen von Gemeindefriedhöfen des Monschauer Landes hinzu. Bedingt durch die Ausweitung des Braunkohleabbaus erfolgten später weitere Zubettungen aus aufgelösten Kriegsgräberstätten der Region. Der hiesige Friedhof lag zunächst im Zuständigkeitsbereich des Kreises Monschau und gehört seit der Gebietsreform im Jahr 1972 zum Kreis Düren. Um nicht erwünschte Veranstaltungen mit rechtsextremen oder den Nationalsozialismus verherrlichenden Inhalten zu unterbinden, erließ der Kreis Düren im Jahr 2008 eine neue Friedhofsordnung. 2.334 Kriegstote waren im Juni 2015 hier beigesetzt. Da im Hürtgenwald immer noch sterbliche Überreste von Menschen gefunden werden, kann es auch zukünftig zu weiteren Beisetzungen kommen.

  • Infotafel 4 Die Toten dieser Kriegsgräberstätte

    DIE TOTEN DIESER KRIEGSGRÄBERSTÄTTE

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Die meisten der 2.334 Toten dieser Kriegsgräberstätte sind deutsche Männer, die als Soldaten der Wehrmacht während der Kämpfe im Hürtgenwald 1944/45 starben. Sie stammten aus allen Regionen des Deutschen Reiches, hatten meist einfache Mannschaftsdienstgrade und waren in der überwiegenden Mehrheit zwischen 23 und 25 Jahre alt. Unter ihnen befinden sich auch rund 50 Jugendliche unter 18 Jahren, die man heute als „Kindersoldaten“ bezeichnen würde. Bei 13 Toten ist eine Mitgliedschaft in der SS verzeichnet. 960 Mal ist auf der Friedhofsliste nur „unbekannter Soldat“ vermerkt. Von diesen Verstorbenen ist meist nur der Fundort des Leichnams bekannt, selten ein Todesdatum, manchmal die Zugehörigkeit zu einem militärischen Verband. Wie viele Angehörige der bei den Kämpfen im Hürtgenwald aktiv gewesenen 116. Panzer-Division auf dem Friedhof beigesetzt sind, ist nicht bekannt, dürfte aber in einem niedrigen, zweistelligen Bereich liegen. Veteranen dieser Division hatten sich nach 1945 zu dem „Familienverband der ehemaligen Angehörigen der Windhund-Division (116. Panzer-Division) e. V.“ zusammengeschlossen. Nachdem der Volksbund die Errichtung eines eigenen Mahnmals auf der Kriegsgräberstätte abgelehnt hatte, errichtete der Verband eine Denkmalanlage auf einem benachbarten Grundstück, das sich im Besitz des Kreises Düren befindet. Außerdem sind hier einige wenige Kriegstote beigesetzt, die nicht im Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen vor Ort starben. Darunter befinden sich ein am 26. August 1939 verstorbener Vossenacker, der als Unteroffizier bei der Wehrmacht diente, sowie sechs zwischen November 1939 und November 1942 als Soldaten gestorbene Männer. Sie starben entweder in der näheren Umgebung oder stammten aus dem Hürtgenwald. Auch ein im März 1943 aus bislang nicht bekannten Gründen verstorbener, damals 17-jähriger „polnischer Landarbeiter“, bei dem es sich um einen Zwangsarbeiter gehandelt haben dürfte, wurde mit der Auflösung der Kriegsgräberstätte in Lich-Steinstraß im Jahr 1986 nach Vossenack umgebettet. 27 Männer sind hier bestattet worden, die als Minensucher zwischen August 1945 und März 1949 tödlich verunglückten. Nur sehr wenige während der Kriegshandlungen getötete Zivilisten sind in Vossenack beigesetzt.

  • Infotafel 5 Elemente der Kriegsgräberstätte

    ELEMENTE DER KRIEGSGRÄBERSTÄTTE

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Die Anlage des Geländes und seine skulpturale Gestaltung tragen die Handschrift von Robert Tischler, der von 1926 bis 1959 Chefarchitekt des Volksbundes war. Die Anlage war als Mahnung gedacht und sollte Raum sowohl für ein allgemein gehaltenes wie ein individuelles Gedenken geben. Eine historische Einordnung war bei derartigen Kriegsgräberstätten nicht vorgesehen und eine Auseinandersetzung mit den während des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges begangenen Verbrechen wurde zu der Zeit, als dieser Friedhof gestaltet wurde, bewusst vermieden. Dennoch unterschieden sich die nach 1945 errichteten Kriegsgräberstätten in ihrer Gesamtaussage deutlich von den kriegsverherrlichenden Anlagen, die nach dem Ersten Weltkrieg errichtet worden waren. Am nördlichen Ende der Kriegsgräberstätte befindet sich ein Steinquader, der „Sarkophag“ genannt wird. Er trägt die Inschrift „Hier ruhen deutsche Soldaten / 1939–1945“.

    Im Eingangsbereich ist ein „Hochkreuz“ platziert. Blickt man vom anderen Ende des Friedhofs auf dieses Kreuz, scheint es über der Landschaft zu schweben. Es verweist damit über den Tod hinaus auf etwas Transzendentes. Christliche Motive an einem solchen Ort sollen Trauer symbolisieren, Trost spenden und dem Tod nachträglich einen Sinn zuschreiben.

    Die in geraden Reihen angelegten Steinquader tragen jeweils zwei Namen oder Aufschriften. Daneben gibt es steinerne Grabkreuze, die jeweils in kleinen Einheiten angeordnet sind und so das Gelände als Begräbnisstätte kenntlich machen. Gleichzeitig wird der Eindruck erweckt, dass es sich bei den Bestatteten um ein über deren Tod hinaus unauflösbares Kollektiv handelt.

    Nach der Eröffnung der Kriegsgräberstätte am 31. August 1952 wurden weitere Erinnerungsmale errichtet. Den Stein mit der Inschrift „Gedenkt unserer Toten im Osten“ ließ der Volksbund 1959 aufstellen, nicht nur in Vossenack, sondern auch auf vielen anderen Kriegsgräberstätten. Er sollte, nachdem die Ost-West-Teilung endgültig schien, den Familien einen Ort für ihre Trauer geben, deren Angehörige, Soldaten wie Zivilisten, Grabstätten jenseits des „Eisernen Vorhangs“ hatten. Der Stein ist ein typisches Beispiel für die Gedenkrhetorik während des Kalten Krieges.

    2005 wurde auf Initiative des Volksbundes ein Gedenkstein zur Erinnerung an den „Totengräber  von Vossenack“, Julius Erasmus, aufgestellt. Der Landrat des Kreises Düren und die Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald sowie der Städte Heimbach und Nideggen übergaben ihn der Öffentlichkeit. Julius Erasmus selbst ist nicht auf dieser Kriegsgräberstätte beigesetzt. Der Stein ist als ein Doppelkreuz gestaltet, das auch „Kameradenkreuz“ genannt wird und mit dem eine Verbundenheit von Soldaten im Leben wie im Tod zum Ausdruck gebracht werden soll.

    Der Verein „Windhunde mahnen zum Frieden“ und ehemalige Angehörige der 116. Panzerdivision der Wehrmacht errichteten am 1. Januar 2006 im Eingangsbereich der Kriegsgräberstätte ein weiteres „Kameradenkreuz“, bei dem ein Friedensappell von Papst Benedikt XVI. mit einer Aufforderung, der Toten der Bundeswehr zu gedenken, verbunden wird. Die Bundeswehr selbst grenzt sich als Armee eines demokratischen Staats in ihrem Traditionserlass von der Wehrmacht als einem Organ eines verbrecherischen Regimes deutlich ab.

  • Infotafel 6 einzelne Grabstätten

    EINZELNE GRABSTÄTTEN

    Infotafel Kriegsgraeberstaette Vossenack 1 

    Einer der vielen „einfachen“ Soldaten, die auf dieser Kriegsgräberstätte beigesetzt sind, ist Benno Schott. Er wurde am 26. Juni 1925 in Brakau (damals Westpreußen) geboren. Nach seiner Gesellenprüfung zum Installateur wurde er 1943 zum Reichsarbeitsdienst einberufen, anschließend kam er als Rekrut zur Luftwaffe und wurde nur ein Jahr später in den Fronteinsatz geschickt. Am 14. Oktober 1944 starb er im Hürtgenwald während eines Artillerieangriffs. Seine Gebeine und seine Erkennungsmarke wurden 2009 bei den Bauarbeiten des Höhenerlebnispfades in Raffelsbrand entdeckt. 67 Jahre nach seinem Tod wurde er in Vossenack beigesetzt.

    Auszug aus einem Brief, den Benno Schott am 13. Oktober 1944 an seine Familie von der Front im Hürtgenwald schrieb:
    „Liebe Mutti u. Geschw(ister)
    Will versuchen euch ein paar Zeilen zu schreiben. Hoffentlich erlaubt der Tommi mir das, er liegt ca. 100 m vor unseren Löchern, im Augenblick ist es ziemlich ruhig, nur die Flieger brummen über uns und die Ari belegt unsere Stellung mit Feuer. Ebend ist wieder eine Granate unweit vor meinem Loch krepiert das kann mich nicht mehr erschüttern, ich schreibe weiter und wenns nur ein paar Zeilen sind. Gestern hatte ich wieder großes Glück eine Granate schlug 2 m hinter meinem Loch ein… Ich wollt du solltest mich jetzt nicht sehen, glaube kaum das du mich wiedererkennst. Denn ich habe mich schon 14 Tage nicht gewaschen u. nicht rasiert… Post habe ich immer noch keine. Ich hoffe auch garnicht mehr darauf… Nun seid alle gegrüßt u. geküsst… Benno“

    Walter Model, geboren am 24. August 1891 in Genthin (Sachsen-Anhalt), schlug früh eine militärische Laufbahn ein. Er diente im Ersten Weltkrieg als Offizier, dann in Reichswehr und Wehrmacht. Im März 1944 wurde er zum Generalfeldmarschall ernannt. Damit hatte er den höchsten militärischen Rang erreicht und direkten Zugang zu Adolf Hitler. Model befehligte seit 1939 militärische Einsätze in Polen und Frankreich sowie ab 1941 in der Sowjetunion. Dort war er unter anderem für die Taktik der „verbrannten Erde“ verantwortlich: Beim Rückzug der Wehrmacht wurden Teile der Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit verschleppt sowie Häuser, Nahrungsvorräte und anderer Besitz zerstört. Model arbeitete eng mit den Mordkommandos der Einsatzgruppen von Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst zusammen. In der Sowjetunion wurde er als Kriegsverbrecher gesucht. Seit dem 16. August 1944 war Model als loyaler Anhänger Hitlers an der Westfront eingesetzt, kurzzeitig als „Oberbefehlshaber West“. Mit der ihm unterstehenden Heeresgruppe B wurde er im April 1945 durch amerikanische Truppen im Ruhrgebiet eingekesselt. Model war bis zuletzt antisemitisch und antidemokratisch eingestellt und hielt dem NS-Regime die Treue. Eine Kapitulation lehnte er ab. Er erschoss sich am 21. April 1945 in der Nähe von Duisburg. 1955 wurden auf Wunsch der Familie und im Beisein seines Sohnes die Gebeine Models an der Stätte seines Freitodes exhumiert und auf die Kriegsgräberstätte in Vossenack umgebettet.

    Die Geschichte der sechsköpfigen Familie Jacobs steht hier stellvertretend für die zivilen Opfer des Krieges. Sie lebte in Großhau in der Frenkstraße, schräg gegenüber der Pfarrkirche St.Apollonia. Heute erinnert dort nichts mehr an die Eltern und ihre vier Kinder. Der Familienvater Wilhelm Jacobs war 1883 in Großhau geboren worden und verdiente den Lebensunterhalt als Dachdecker. Wurde wegen eines Bomben- oder Artillerieangriffs ein Alarm ausgelöst, musste sich die Familie in das Nachbarhaus begeben, dessen Keller als Luftschutzraum ausgebaut war. Dort starben am 22. September 1944 während eines Artillerieangriffs Wilhelm Jacobs sowie seine ebenfalls in Großhau geborenen Kinder Josefine (geb. 1928), Josef (geb. 1935) und Willi (geb. 1937). Nur die Mutter und eine Tochter überlebten. Beide blieben nicht in Großhau: Die Mutter kehrte in ihr Heimatdorf zurück, die Tochter zog innerhalb der Eifel um. Das Haus der Familie war vollständig zerstört worden. Heute befindet sich an dieser Stelle ein neues Gebäude. Der Vater und die drei Kinder sind auf dieser Kriegsgräberstätte in Reihe 36 beigesetzt.

     

Prof. Dr. Günter Stüttgen - "the german doctor"

Es ist Dienstag der 7. November 1944 als die amerikanischen Soldaten den Abhang von Vossenack herunter zur Mestrengermühle, dort über die Kall, wieder hinauf nach Kommerscheid und dann weiter nach Schmidt zur Rurtalsperre wollen. Es ist ein Kampf Mann gegen Mann, so umschreiben Militärhistoriker was in diesen Tagen hier an dieser Stelle im Kalltal zwischen den Dörfern Vossenack und Schmidt passiert. Die Front verschiebt sich täglich, zuweilen stündlich, aber immer nur wenige Hundert Meter. An manchen Tagen gibt es mehr als 200 Verletzte auf beiden Seiten, sie wälzen sich auf den Wiesen, wimmern im kleinen Bachbett der Kall, schreien um Hilfe aus den Schützenlöchern, die hier wegen des steinigen Bodens viel zu flach sind, um wirklich Schutz zu bieten.

Nicht nur militärisch verschwimmt die Front, auch menschlich. "Die Amerikaner waren völlig demoralisiert." Sie fühlen sich von ihren Befehlshabern allein gelassen. Dieser Wald - ein dunkler, deutscher Albtraum. Viele sterben im "friendly fire" der eigenen Artillerie. Von den Bäumen prallen die Schrapnelle ab. Die Deutschen feuern aus gut getarnten Positionen, die immer erst entdeckt werden, wenn sie das Feuer eröffnen. Amerikanische Militärexperten werten heute den "Huertgenwald Battle" als erste "Waldkampferfahrung" der US Army, als vorgezogenes Vietnam, als verpasste Chance, als das Symbol des größten militärischen Versagens der USA.

In diesem blutigen Durcheinander arbeitet der deutsche 25 jährige Militärarzt Günter Stüttgen. Erst ein Jahr zuvor legte er, nach seinem Studium in Marburg, Frankfurt und Düsseldorf, sein Staatsexamen ab.

An diesem 7. November kommt es zum ersten, vorsichtigen Kontakt von Sanitätspersonal: Die Amerikaner haben gehört, die Deutschen ließen die Bergung ihrer Verwundeten zu und stellten das Feuer dafür ein. Sie testen es. Drei Sanitäter nähern sich unbewaffnet den deutschen Linien, wollen sie kurz überschreiten, um im Waldstück dort drüben verwundete GIs zu versorgen. Ein deutscher Posten greift sie auf, er spricht kein Wort Englisch. Sie bieten ihm Zigaretten an. "Dann ging es". Günter Stüttgen zählt die damals begehrtesten Währungen auf: Zigaretten für die Deutschen, Kommissbrot für die Amis.

Einen Waffenstillstand ersehnen beide. Dieser erste Kontakt findet direkt vor dem Lauf eines eingegrabenen schweren deutschen MGs des 1056. Infanterieregiments statt. Freies Geleit, mehr ist es vorerst nicht, aber in diesem von Granaten aufgewühlten Kalltal eine Sensation.

So beginnt das "Wunder vom Hürtgenwald", wie es heute von amerikanischen Veteranen genannt wird: Günter Stüttgen und ein Sanitäter, beide mit dem Zeichen vom Roten Kreuz, nähern sich unbewaffnet den amerikanischen Linien und laden einen amerikanischen Einheitsführer in ihren Gefechtsstand ein. Mit verbundenen Augen wird er in die Mestrenger Mühle geführt, von der aus die deutsche Seite die Kämpfe im Tal leitet. In den folgenden Tagen gelingt es Stüttgen drei Mal, einen mehrstündigen Waffenstillstand auszuhandeln. Gedeckt von seinem Regimentskommandeur, Oberst Rösler, ermöglicht er, dass Hunderte von Verwundeten und Gefangenen über die Linien hinweg ausgetauscht und verpflegt werden. Deutsche Sanitäter bergen Amerikaner, tragen sie bis weit in ihre Etappe. Günter Stüttgen betreibt seinen Sanitätsbunker für einige Tage sogar zusammen mit amerikanischen Sanitätssoldaten, die ihm zur Hand gehen.

  • Günther Stüttgen - Wikipedia

    Günter Stüttgen (* 23. Januar 1919 in Düsseldorf; † 21. Oktober 2003 in Berlin) war Dermatologe und leitete von 1968 bis 1988 als Ordinarius und Chefarzt die Universitäts-Hautklinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin im Rudolf-Virchow-Krankenhaus im Berliner Stadtteil Wedding. Zuvor war er leitender Oberarzt der Hautklinik der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Nachdem er sein Medizinstudium in Freiburg, Marburg und Düsseldorf absolviert hatte, wurde er schon 1951, allein unter Anerkennung seiner bis dahin publizierten Arbeiten und ohne Habilitationsschrift für die Fächer Dermatologie und Venerologie habilitiert.[1] Im Jahre 1957 erhielt er eine außerordentliche Professur. Stüttgen forschte insbesondere im Bereich der Penetrationskinetik von Substanzen durch die Haut. Insbesondere ist sein Name verbunden mit der Anwendung von Vitamin-A bzw. der Retinoiden in der Dermatologie. Günter Stüttgen war darüber hinaus Mitglied der Arzneimittelkommission A des früheren Bundesgesundheitsamtes, welche nach der Thalidomid-Katastrophe (Contergan) gegründet wurde.

    Das „Wunder vom Hürtgenwald“

    Internationale Berühmtheit erlangte Günter Stüttgen insbesondere durch seine Tätigkeit als Hauptmann und Truppenarzt bei der Allerseelenschlacht vom 4. bis 12. November 1944, einer der drei Teilschlachten der Schlacht im Hürtgenwald, der längsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden, bei der insgesamt 64.000 Kriegstote beider Seiten gezählt wurden. Der schon damals mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnete Arzt behandelte – verbotenerweise – auch amerikanische Kriegsverwundete in seinem Sanitätsstützpunkt. Am 7. November 1944 kam es zu ersten, direkten Kontakten mit amerikanischem Sanitätspersonal, und es gelang Stüttgen insgesamt dreimal, unter Rückendeckung des Regimentskommandeurs Oberst Rösler mehrstündige Kampfpausen auszuhandeln, in denen beide Seiten ihre Verwundeten bergen konnten und versorgte Patienten gegenseitig ausgetauscht wurden. Zeitweise arbeitete er in seinem Sanitätsunterstand mit amerikanischem Sanitätspersonal zusammen. Hunderte von Soldaten beider Seiten verdankten dem engagierten Einsatz von Günter Stüttgen ihr Leben. „Wir hatten Respekt voreinander“, erklärte Günter Stüttgen in einem Interview in der Welt vom 23. Juni 2001[2], „Respekt, den nur Soldaten voreinander haben können, die den Schrecken des Krieges kennen.“

    Gegen Kriegsende übergab Günter Stüttgen ein an einem anderen Kampfabschnitt gelegenes ganzes Lazarett kampflos in die Hand der anrückenden Alliierten und wurde dafür in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

    Fast 50 Jahre lang waren die außerordentlichen Vorgänge im Hürtgenwald in Vergessenheit geraten. Zu Beginn der 1990er Jahre weckten die zahlreichen Schilderungen amerikanischer Kriegsteilnehmer über das „Miracle of Hurtgen Forest“ und den „German doctor“ das Interesse amerikanischer Militärhistoriker. Zusammen mit aktiven Angehörigen der 28. US-Infanteriedivision machten sie sich auf die Suche und identifizierten 1996 Günter Stüttgen als den gesuchten „German doctor“.

    Für seinen Akt der Humanität gegenüber dem Feind wurde Günter Stüttgen am 12. November 1996 im Rahmen eines Festakts im Capitol in Harrisburg mit der höchsten militärischen Auszeichnung der amerikanischen Streitkräfte für Ausländer geehrt. Darüber hinaus wurde das Ereignis in einer Ehrenurkunde und einem Gemälde mit dem Titel A Time for Healing festgehalten. Das Original hängt heute im Museum der Nationalgarde. Eine Kopie des Gemäldes sowie der Ehrenurkunde befindet sich im Friedensmuseum in Vossenack.

    Eine Gedenkskulptur aus Dolomit des Vettweißer Bildhauers Michael Pohlmann mit dem Namen A Time for Healing, wurde am 7. November 2004 in der Mitte der Kallbrücke aufgestellt. Es zeigt eine roh behauene, ringförmige Scheibe die durch eine glatt polierte Welle durchdrungen wird. Der Künstler selbst interpretierte es als das raue Umfeld in dem die humanitäre Begegnung stattfindet. Eine deutsch und englischsprachige Infotafel des Künstlers Tillmann Schmitten mit den Hintergründen zu den Ereignissen während der Allerseelenschlacht wurde im September 2005 aufgestellt.

    Auszug aus der Rede anlässlich der Gedenkfeier 60 Jahre Kämpfe im Hürtgenwald und Einweihung der Gedenkskulptur am 7. November 2004 von John A. Brogan III, US-Generalkonsul a.D.[3]:

    „Unmöglich rationale Worte zu finden, um das ungestüme Töten, das tobende Auslöschen von Leben zu beschreiben. Es ist ein gottverlassenes Fleckchen deutscher Erde, erfüllt vom Nachhall berstender Explosionen. Erfüllt auch vom Widerhall von Todesschreien und gebadet in Blut. Und dann, im Moment größter Not, in der dunkelsten Stunde, dann wenn nur noch Verzweiflung herrscht, zeigt sich, dass dieser Ort größter Misere nicht von Gott verlassen ist. Denn jetzt geschieht ein unfassbares Wunder. [..] Sechzig Jahre sind es her und an diesem Tag betritt ein nobler und heldenhafter deutscher Militärarzt mit seinen Sanitätern langsam das Schlachtfeld. Hauptmann Günther Stüttgen traut sich hervor, um die Toten zu bergen und den Verletzten zu helfen. Und zwar ohne zu unterscheiden, ob amerikanisch oder deutsch und erwirkt ein De-facto-Waffenstillstand, der den Tod für drei unvergessliche Tage besiegt. [..] Der Mut und sein Anstand werden immer geehrt werden - nicht nur dann, wenn ehemalige Soldaten, die hier kämpften, sich treffen. Auch für uns Amerikaner ist Hauptmann Stüttgen, sowohl Vorbild wie auch Sinnbild des Helden.“

    Günter Stüttgen ist neben Friedrich Lengfeld der zweite deutsche Soldat und Teilnehmer der Schlacht im Hürtgenwald, der von seinen ehemaligen Gegnern geehrt wurde.

    Die Günter-Stüttgen-Medaille

    Anlässlich der Feier zum 80. Geburtstag von Günter Stüttgen (Januar 1999) stiftete die älteste Fachvereinigung deutscher Dermatologen, die Berliner Dermatologische Gesellschaft (BDG), die „Günter-Stüttgen-Medaille“.

    Auszug aus der Satzung der BDG[4]: „Die Günter-Stüttgen-Medaille für herausragende wissenschaftliche Verdienste in der Dermatologie stellt die höchste Auszeichnung dar, die von der Berliner Dermatologischen Gesellschaft verliehen wird. Mit der Günter-Stüttgen-Medaille soll das überragende Lebenswerk eines/r international renommierten Dermatologen/in oder Arzt/Ärztin eines medizinischen oder naturwissenschaftlichen Fachgebietes geehrt werden, der/die für die Dermatologie relevante, grundlegende Erkenntnisse gewonnen oder wesentliche therapeutische Fortschritte auf dem Gebiet der Dermatologie möglich gemacht hat. Die Günter-Stüttgen-Medaille wird erstmals im Jahr 2000 und danach aus gegebenem Anlass, jedoch nicht häufiger als alle 2 Jahre verliehen. Der Vorstand der Berliner Dermatologischen Gesellschaft bestimmt jeweils den Zeitpunkt für eine weitere Vergabe der Günter-Stüttgen-Medaille. Die Günter-Stüttgen-Medaille kann jeweils nur an einen Preisträger/in vergeben werden und ist nicht mit einer finanziellen Zuwendung verbunden“

    Link zum Wickipedia-Eintrag

  • Prof. Dr. Günther Stüttgen - Kölner Stadt-Anzeiger 23.01.2004

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    Eifel - In den USA ist er ein „hero“, ein Held. In Deutschland ist seine Geschichte weitgehend unbekannt: Der Arzt Günter Stüttgen bewahrte 1944 in der Schlacht im Hürtgenwald Hunderte von verwundeten deutschen und amerikanischen Soldaten vor dem Tod. Jetzt tat der emeritierte Professor an der Berliner Charité selbst seinen letzten Atemzug. Stüttgen starb wenige Wochen, nachdem er im Herbst noch einmal an den Schauplatz jener Schlacht zurückgekehrt war, bei der er sich vor allem bei seinen früheren Feinden Respekt und Hochachtung erwarb.

    Mit 84 Jahren hatte der Mediziner noch einmal die Reise von Berlin in die Eifel auf sich genommen. Begleitet wurde er von US-Soldaten, die in Europa stationiert sind. Und von dem Brigadegeneral a.D. Andreas Broicher, dem Vorsitzenden des Zülpicher Geschichtsvereins. Für die Pläne der Bundesvermögensverwaltung, die Reste der Westwall-Höckerlinie samt Bunkern dem Erdboden gleichzumachen, hätte Stüttgen ebenso wenig Verständnis gehabt wie Broicher sowie die „Feinde“ von früher und deren Nachfahren. Broicher organisiert seit rund 20 Jahren Führungen deutscher und amerikanischer Offiziere durch den Hürtgenwald: „Soweit sie noch leben, kommen die amerikanischen Veteranen fast jedes Jahr.“ Auch für die in Europa stationierten US-Soldaten sei ein Besuch im Hürtgenwald ein „Muss“.

    Am 7. November 1944 begannen jene dramatischen Tage, aus denen sich die blutigste deutsch-amerikanischen Schlacht des Zweiten Weltkriegs entwickeln sollte: Die alliierte Offensive hauptsächlich amerikanischer Truppen, die von Belgien aus in Richtung Rhein vorstoßen, bricht am nördlichen Teil des „Westwalls“ in sich zusammen. In Schnee und Matsch kommt der Vormarsch zum Erliegen. Gut ausgerüstete deutsche Soldaten liegen in Hunderten von Bunkern und Stellungen und bilden einen 40 Kilometer langen Sperrriegel. Was sich in den darauf folgenden Wochen im Hürtgenwald ereignet, beschreiben Militärhistoriker als „Kampf Mann gegen Mann“. Bis die Alliierten im Februar 1945 doch noch den Durchbruch schaffen, sterben in diesem Abschnitt der Eifel 13 000 Deutsche und 55 000 Amerikaner. Allein in dem als „Allerseelen-Schlacht“ in die Historie eingegangenen Gemetzel vom 2. bis zum 9. November verliert das 28. US-Infanterieregiment 4500 Mann. Deutsche und Amerikaner leiden und sterben dicht nebeneinander. „Für die Amerikaner ist jeder, der das durchgestanden hat, ein Held“, so Broicher. Der Brigadegeneral a.D. ist ein entschiedener Gegner der Pläne der Bundesvermögensverwaltung, die Bunker aus angeblich sicherheitstechnischen Gründen einzureißen. Die Höckerlinie sei schließlich kein Denkmal für das verbrecherische Nazi-Regime. Vielmehr nehme man den früheren Feinden und heutigen Freunden die Gedenkstätte für ihre Väter und Großväter, die bei der Schlacht unter grauenvollen Umständen ihr Leben lassen mussten.

    Es wären noch einige hundert mehr gewesen, wenn der damalige Truppenarzt Günter Stüttgen nicht das erreicht hätte, was US-Veteranen später als „Wunder vom Hürtgenwald“ bezeichneten. Der Arzt machte keinerlei Unterschiede zwischen Freund und Feind. Ihm gelang es, mehrstündige Waffenstillstände auszuhandeln.

    Mit dem Feind im Bunker

    Hunderte von verwundeten und gefangenen Soldaten wurden über die verfeindeten Linien hinweg ausgetauscht, behandelt und verpflegt. Deutsche bargen Amerikaner und trugen sie zurück bis weit in die Etappe. Zeitweise betrieb Stüttgen seinen Sanitätsbunker sogar gemeinsam mit US-Sanitätssoldaten. Was Stüttgen 50 Jahre für sich behielt. Amerikanische Militärhistoriker begannen Anfang der 90er Jahre damit, nach jenem geheimnisvollen „german doctor“ zu suchen. Mit Erfolg: Stüttgen wurde 1996 in einer Feierstunde der Nationalgarde geehrt. In Deutschland nahm davon kaum jemand Notiz. Andreas Broicher schon. Dem Bundeswehr-General a.D. war es vergönnt, dem Mann zweimal zu begegnen, der tiefen Eindruck auf ihn machte: „Stüttgen war ein außergewöhnlicher Mensch.“

    Der Arzt sollte es nicht mehr miterleben, dass die Bundesvermögensverwaltung die Bunker flächendeckend sprengt. Denn dadurch würden mit Sicherheit die sterblichen Überreste Hunderter gefallener Soldaten gleich mit in die Luft gejagt. Immer noch werden in der Eifel die Gebeine von Kriegsopfern entdeckt. Broicher. „Eine Nation erkennt man daran, wie sie nach einem verlorenen Krieg mit den Toten umgeht.“

    Kölner Stadt-Anzeiger - > Link zum Text

  • Prof. Dr. Günther Stüttgen - DIE WELT 23.06.2001

    Geschrieben von Guido Heinen - DIE WELT 23.06.2001

    In den USA gilt er als Held, bei uns ist seine Geschichte unbekannt. Der Arzt Dr. Günter Stüttgen rettete im November 1944 Hunderten von verwundeten deutschen und amerikanischen Soldaten das Leben

    Der Wald sieht so anders aus." Günter Stüttgen blinzelt den steilen Hang hinauf in die Sonne. "Aber hier. Hier kamen sie zum ersten Mal raus." Ganz ruhig steht er da, die Karte in der Hand, mitten auf der löwenzahngelben Wiese. Er entschuldigt sich: "Es kommen nur einzelne Szenen in die Erinnerung, nichts Zusammenhängendes. Bis zu diesem Tag kannten wir die Amis nur als Feinde."

    Dieser Tag. Es ist der 7. November 1944, und es ist hier im Wald in der Nähe des Städtchens Vossenack. An diesem Tag nimmt das "Wunder vom Hürtgenwald" seinen Anfang. Aus Berlin propagiert Adolf Hitler den Kampf bis zum letzten Mann und fordert, die Soldaten "bis aufs Äußerste zu fanatisieren", hier tut der Regimentsarzt Stüttgen, "was ein Arzt tun musste". In der blutigsten deutsch-amerikanischen Schlacht des Krieges rettet er Hunderten von verwundeten deutschen und amerikanischen Soldaten das Leben und erspart ihnen die Gefangenschaft.

    In jenen dramatischen Tagen bricht die alliierte Offensive hauptsächlich amerikanischer Truppen, die von Belgien aus Richtung Rhein vorstoßen, am nördlichen Teil des "Westwalls" in sich zusammen. Festgefahren in Schnee und Matsch, eingeklemmt zwischen gestürzten Bäumen, die Fahrzeuge verkeilt in schmalen Waldwegen, kommt der Vormarsch zum Erliegen. Gut ausgerüstete, in Hunderten Bunkern und ausgebauten Stellungen eingegrabene deutsche Soldaten bilden einen fast 40 Kilometer langen Sperrriegel. Die Truppen beider Seiten haben sich regelrecht festgefressen in den Abhängen.

    "Kampf Mann gegen Mann" umschreiben Militärhistoriker, was in diesen Wochen im Hürtgenwald passiert. "An manchen Tagen hatten wir mehr als 200 Verletzte, viele Tote, allein in meinem Abschnitt", erinnert sich Stüttgen. Sie wälzen sich auf den Wiesen, wimmern in dem kleinen Bachbett, schreien um Hilfe aus Schützenlöchern, die hier wegen des steinigen Bodens viel zu flach sind, um wirklich Schutz zu bieten. Deutsche wie Amerikaner liegen und leiden und sterben dicht nebeneinander. 12 000 Deutsche sterben hier und 55 000 Amerikaner.

    Ein unschuldiger Sommertag mehr als 56 Jahre danach. Da ist das enge Tal, das Bächlein Kall fließt wie damals, die klaustrophobisch abfallenden, dicht bewaldeten Hügel. Stüttgen war damals 25. "Vom Steilhang da drüben sahen wir nur die Feuerstöße der Maschinengewehre." Das Blecken des Mündungsfeuers, ab und zu ein Schatten, der von einem Erdloch zum anderen rennt. Auf dem schmalen Weg ins Tal ausgebrannte amerikanische Panzerfahrzeuge, die der Befehlshaber über steile Wege hinabgeschickt hatte ins Verderben, direkt vor die deutschen Panzerfäuste.

    "Mutig war, wer sich an den Panzer heranrobbte, hinten aufsprang, Klappe auf, und die Handgranate rein", erinnert sich Stüttgen. Dafür ziehen die Deutschen ihre Wehrmachtsstiefel aus und Turnschuhe an, um flinker zu sein. Es ist kurz vor Allerseelen. An diesem Feiertag im November wird der Seelen der Toten gedacht, die vor der Aufnahme in den Himmel durch das reinigende Fegfeuer müssen. "Allerseelenschlacht" sagen die Menschen hier noch heute.

    "Eine glasklare Front gab es nicht." Stüttgens Aufgabe: erste Versorgung der vielen Verletzten, Transport weg von der Kampflinie zum Sanitätsbunker, erste Operationen, Amputationen, weiter zu den Verbandsplätzen. Irgendwann liegt der erste angeschossene Amerikaner vor ihm. Und - er versorgt ihn. "Natürlich." Natürlich war gar nichts. Was er tat, reichte für das Todesurteil. Nun ja, er habe das Rote Kreuz auf Brust, Arm und Helm "einfach ernst genommen".

    Die Artillerie beider Seiten schleudert tonnenweise Granaten ins Kampfgebiet. Die deutschen Kanonen stehen an der Rurtalsperre, dem strategischen Ziel der Alliierten. Auch die amerikanischen Geschütze feuern, was die Rohre hergeben - aber oftmals ohne Orientierung. Ihre Granaten gehen auf Deutsche und Amerikaner gleichermaßen nieder. "Wir hatten so die Schnauze voll, auf beiden Seiten", erinnert sich Stüttgen.

    Es ist eine Hölle aus Feuer und Tod, und sie ist tief eingegraben in das Bewusstsein der beiden Völker, Ernest Hemingway kämpfte auf amerikanischer Seite, Heinrich Böll auf der deutschen.

    Die Front verschiebt sich täglich, zuweilen stündlich, aber immer nur wenige Hundert Meter. Das Dorf Vossenack wird an einem Tag drei Mal erobert und wieder verloren, die mächtige Kirche dient der jeweiligen Artillerie als Richtpunkt: Gehen die eigenen Truppen vor, wird ihnen eine Feuerwalze vorangeschickt, um die feindlichen Stellungen in die Deckung zu zwingen. Nach der Eroberung ist es dann umgekehrt. "In diesem Feuerregen saßen wir, Deutsche und Amis gemeinsam, in derselben Scheiße."

    Nicht nur militärisch verschwimmt die Front, auch menschlich. "Die Amerikaner waren völlig demoralisiert." Sie fühlen sich von ihren Befehlshabern allein gelassen. Dieser Wald - ein dunkler, deutscher Albtraum. Viele sterben im "friendly fire" der eigenen Artillerie. Von den Bäumen prallen die Schrapnelle ab. Die Deutschen feuern aus gut getarnten Positionen, die immer erst entdeckt werden, wenn sie schon das Feuer eröffnen. Amerikanische Militärexperten werten heute den Huertgenwald Battle als erste "Waldkampferfahrung" der US Army, als vorgezogenes Vietnam, als verpasste Chance, als Symbol großen militärischen Versagens. "Oftmals standen wir ganz unvermittelt vor verirrten Amis, die sich dann gefangen nehmen ließen."

    Am 7. November kommt es zum ersten, vorsichtigen Kontakt von Sanitätspersonal: Die Amerikaner haben gehört, die Deutschen ließen die Bergung ihrer Verwundeten zu und stellten dafür das Feuer dafür ein. Sie testen es. Drei Sanitäter nähern sich unbewaffnet den deutschen Linien, wollen sie kurz überschreiten, um im Waldstück dort drüben verwundete GIs zu versorgen. Ein deutscher Posten greift sie auf, er spricht kein Wort Englisch. Sie bieten ihm Zigaretten an. "Dann ging es". Günter Stüttgen zählt die damals begehrtesten Währungen auf: Zigaretten für die Deutschen, Kommissbrot für die Amis.

    Einen Waffenstillstand ersehnen beide. Dieser erste Kontakt findet direkt vor dem Lauf eines eingegrabenen schweren deutschen MGs des 1056. Infanterieregiments statt. Freies Geleit, mehr ist es vorerst nicht, aber in diesem von Granaten aufgewühlten Tal eine Sensation.

    A Time for Healing by Robert M Nisley. 1120 Drucke dieses Bildes wurden von M. Bedford Davis und Dr. Günter Stüttgen signiert."A Time for Healing" by Robert M Nisley. 1120 Drucke dieses Bildes wurden von M. Bedford Davis und Dr. Günter Stüttgen signiert.

    So beginnt das "Wunder vom Hürtgenwald", wie es heute von amerikanischen Veteranen genannt wird: Stüttgen und ein Sanitäter, beide mit dem Zeichen vom Roten Kreuz, nähern sich unbewaffnet den amerikanischen Linien und laden einen amerikanischen Einheitsführer in ihren Gefechtsstand ein. Mit verbundenen Augen wird er in die Mestrenger Mühle geführt, von der aus die deutsche Seite die Kämpfe im Tal leitet. In den folgenden Tagen gelingt es Stüttgen drei Mal, einen mehrstündigen Waffenstillstand auszuhandeln. Gedeckt von seinem Regimentskommandeur, Oberst Rösler, ermöglicht er, dass Hunderte von Verwundeten und Gefangenen über die Linien hinweg ausgetauscht und verpflegt werden. Deutsche Sanitäter bergen Amerikaner, tragen sie bis weit in ihre Etappe. Stüttgen betreibt seinen Sanitätsbunker für einige Tage sogar zusammen mit amerikanischen Sanitätssoldaten, die ihm zur Hand gehen.

    "Es war massive Fraternisierung im gemeinsamen unabwendbaren Schicksal", sagt er heute. Die Amerikaner schenken den Deutschen Zigaretten und Verbandsmaterial, die Deutschen revanchieren sich mit dem begehrten Kommissbrot, das ihre Feinde in sich hineinschlingen. Das Elend rührt die deutsche Seite. Einmal, bei der letzten Waffenstillstandsverhandlung, war auch Kompaniechef Heinz Münster dabei. Er beschreibt das Grauen auf der amerikanischen Seite des Tals: "Zwischen verlassenen und abgeschossenen Panzern lagen Verwundete und Gefallene von beiden Seiten. Freund und Feind hockten völlig durchnässt, ausgehungert und deprimiert in ihren Erdlöchern."

    Nach Stüttgens Erinnerungen organisierten Sanitäter und Ärzte alles. "Das Rot-Kreuz-Zeichen wurde stets von allen Seiten respektiert. Im Prinzip war also der Zustand des Waffenstillstands eine medizinische Angelegenheit unter dem Roten Kreuz." Er ist bis heute, bis ins Alter von 82 Jahren, Arzt geblieben. Nach dem Krieg beendete er seine Ausbildung, wurde Facharzt für Dermatologie, arbeitete an der Universitätsklinik Düsseldorf und ab 1969 am Virchow-Klinikum in Berlin und als Lehrstuhlinhaber der Freien Universität - hoch angesehen.

    "Wir hatten Respekt voreinander", erklärt er die außergewöhnlichen Vorgänge im Hürtgenwald. "Respekt, den nur Soldaten voreinander haben können, die den Schrecken des Krieges kennen." Stüttgen steht auf einem der wenigen Bunker, die es heute noch gibt. "Hier waren wir sicher", erinnert er sich, und man spürt noch die Erleichterung, die er empfand, wenn er damals nach geducktem Zickzacklauf von Loch zu Loch, einen Verwundeten mitziehend, endlich seinen Sanitätsbunker erreichte. "Hier kamen selbst die Sherman-Panzer nicht gegen an, aber der Krach da drin war fürchterlich, wenn die auf uns schossen." Er stößt mit dem Fuß ein Steinchen die Treppe hinab ins Dunkel des Betonkolosses.

    Elastischen Schritts läuft er durch die Wiesen, auf denen vor 52 Jahren das Grauen lag. Die kleine Steinbrücke hier - wie oft erobert, verloren, wieder erobert? Doch, etwas hat sich verändert. Kein Baum hier ist älter als 50 Jahre. Nur langsam haben die Pflanzen die granatendurchpflügten Hänge zurückerobert. Unter dem grünen Baumdach immer wieder Trichter, Gräben, Erdwälle, Spuren der Kämpfe. "Der Wald ist so jung", murmelt Stüttgen. Jünger als er.

    So leise und konzentriert, wie er jetzt die Stellen sucht, an denen er Krieg führte, so muss Stüttgen auch damals gewesen sein. Wenn abends die Nahkampfpäckchen verteilt wurden, Schokolade, Bananen, Aufputschmittel, um den Schrecken des Sturmangriffs am nächsten Morgen seelisch zu überstehen, ersäuften viele Landser ihre Angst in Schnaps und Bier. "Ich habe mich lieber körperlich fit gehalten", grinst der passionierte Läufer. Er redet nicht gern, nicht flüssig über seine Erlebnisse. Seine Erinnerungen hängen an Orten, an Grasnarben, Bäumen, Hügelketten: Hier kam der Ami raus, da oben war unser Bunker, diesen Hang haben wir erstürmen müssen.

    Stüttgen, der aus dieser Gegend stammt, hat noch heute Mitleid mit den GIs, die im fremden Land gegen Verteidiger anrennen mussten. Hier, direkt vor den alten deutschen Städten Aachen und Köln, wo die Dörfer urdeutsche Namen tragen wie Gey, Silberscheidt oder Schmidt. Es könnten deutsche Familiennamen sein, Wesen mit uralter Geschichte, seit Jahrhunderten hier. Die Soldaten aus Pennsylvania fühlten sich hier fremd - und zugleich heimisch. "Nicht wenige sprachen Deutsch, hatten direkte deutsche Vorfahren", erinnert sich Stüttgen.

    Es gibt eine Ehrenurkunde für ihn - und ein Gemälde. "A Time For Healing" heißt es. Es wurde ihm zu Ehren in Auftrag gegeben von seinen Feinden von damals, der 28. US-Infanteriedivision. Er und M. Bedford Davis, sein amerikanischer Feind und Waffenstillstandspartner haben Kopien 1120 Mal signiert. Stüttgen selbst besitzt ein einziges Exemplar. Er ist nicht eitel. An der Kopie, die im Hürtgenwald-Museum in Vossenack hängt, geht er schnell vorbei. Er will nicht daneben stehen, ebenso wenig wie neben den anderen Dokumenten und Fundstücken aus dieser Schlacht, in der über 240 000 Soldaten kämpften.

    Irgendwann, in einem dieser dunklen, engen Hohlwege, wie einer auf dem Gemälde zu sehen ist, muss sie dann kommen, die Frage, die man sich kaum zu stellen getraut: Und, sind Sie ein Held? Stüttgen, der mit Nahkampfspange und Eisernem Kreuz dekorierte Arzt, der nie schwer verwundet wurde, der noch kurz vor Kriegsende an einem anderen Frontabschnitt ein ganzes Lazarett kampflos dem Feind übergab und dafür in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde, blickt dann ganz streng. So, als analysiere er eine erkrankte Hautstelle. "Nein, wir haben getan, was wir tun mussten." Und wenn er "wir" sagt, meint er auch seine Freunde auf der amerikanischen Seite.

    Günter Stüttgen hat das "Wunder vom Hürtgenwald" fast 50 Jahre lang für sich behalten. Bis heute ist es in Deutschland praktisch unbekannt. In den USA begannen jedoch Militärhistoriker Anfang der neunziger Jahre, nach jenem geheimnisvollen "german doctor" zu suchen, der in so vielen Schilderungen amerikanischer Soldaten auftauchte. Schließlich spürte die noch heute im Dienst stehende 28. US-Infanteriedivision ihren Feind von damals auf. Sie ehrte ihn 1996 als Gast der Nationalgarde in einer Feierstunde, an der auch der deutsche Botschafter Jürgen Chrobog teilnahm. In der Heimat nahm kaum jemand Notiz davon.

    Link zum Artikel Die Welt

  • Prof. Dr. Günther Stüttgen als Zeitzeuge - Teil 1

  • Prof. Dr. Günther Stüttgen als Zeitzeuge - Teil 2

  • Prof. Dr. Günther Stüttgen als Zeitzeuge - Teil 3

Friedhof Berlin Schmargendorf Gedächtnisstätte

Prof. Dr. Günter Stüttgen

◊ 23.01.1919 † 21.10.2003

Arzt, Dermatologe

Günter Stüttgen wurde in Düsseldorf geboren. Er studierte Medizin in Marburg, Frankfurt Düsseldorf und legte 1943 sein Staatsexamen ab. Während des Krieges 1943 – 1945 war er als Militärarzt tätig. Günter Stüttgen durchlief danach eine Ausbildung zum Dermatologen. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung 1990 leitete Stüttgen die Dermatologische Klinik im Rudolf-Virchow-Klinikum und hatte außerdem den Lehrstuhl für Dermatologie am gleichen Standort inne.
Als namhafter deutscher Dermatologe und Hochschullehrer an der Freien Universität Berlin war er ebenfalls Mitglied der Berliner Medizinischen Gesellschaft.
Sein Optimismus und seine Begeisterung für eine gute Sache sowie seine kritische Herangehensweise an bevorstehende Aufgaben waren seine herausragenden Charaktereigenschaften. Dazu kam sein Mut, den er 1944 unter Beweis stellte. Zum Dank und zur Erinnerung an sein beherztes, humanitäres, ärztliches Verhalten während des II. Weltkrieges wurde der Mediziner in den Vereinigten Staaten besonders gewürdigt, weil er durch sein couragiertes Handeln hunderten verletzten Soldaten – ob deutsch oder amerikanisch – geholfen hat. Gemeinsam mit einem amerikanischen Arzt setzte er 3mal eine Waffenruhe durch, die vielen Soldaten das Leben rettete.
Er selbst hat das Erlebte fast 50 Jahre für sich behalten und so ist es in Deutschland bis heute noch unbekannt. In den USA begannen jedoch Militärhistoriker Anfang der Neunziger Jahre nach jenem geheimnisvollen „german doktor“ zu suchen, der in so vielen Schilderungen amerikanischer Soldaten auftauchte.
Seit 1999, anlässlich seines 80. Geburtstages, wird die Günter Stüttgen-Medaille an überragende, international renommierte Dermatologen vergeben. Günter Stüttgen hat zahlreiche wissenschaftliche Werke veröffentlicht.

Die Allerseelenschlacht vom 2.11.1944

Der nachfolgende Text stammt aus der Broschüre "Museumsverein, Dokumentation Zweiter Weltkrieg Hürtgenwald e.V."
Verfasser Dr.-Ing. Leo Messenig † 2.4.2011
überarbeitet von Herrn Mario Cremer

Quelle: United States Army in World War ll/Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt, by Charles B. MacDonald and Sidney T. Mathews, Office of the Chief of Military History Department of Army - Washington D. C. 1952 -> Link zur entspechenden Internetseite.

2. November 1944- Angriff auf Vossenack

Der Beginn der Allerseelenschlacht

Im Oktober 1944 hatte die 1. amerikanische Armee bei Aachen und östlich von Roetgen zwei große Löcher in den Westwall gerissen. Nach der Einnahme von Aachen war der nächste Plan, die Rur zu überschreiten und den Rhein zu erreichen. Die Stoßrichtung war auf Düren und dann auf Bonn geplant. Aber östlich von Roetgen und im Hürtgenwald stieß man auf Widerstand des deutschen LXXIV.(74) Korps, das von der 28. US Infantriedivision angegriffen werden sollte. Das Ziel war zunächst Schmidt, das wegen seiner strategischen Lage bedeutsam war. Die Eroberung von Schmidt ermöglichte es z.B. den Amerikanern, den bei Monschau kämpfenden Deutschen in den Rücken zu fallen.

Von Beginn des Angriffs auf Schmidt erstreckte sich die Frontlinie entlang der Straße Hürtgen - Germeter - Rollesbroich und von Germeter durch die Richelskaul bis in die Nähe von Raffelsbrand.

Die teilweise dicht bewaldeten Höhenzüge von Vossenack, Brandenberg, Hürtgen, Kommerscheidt und Schmidt waren wegen ihrer Höhenlage beherrschend. Es galt sie mit Luft- und Artillerieunterstützung zu nehmen bzw. auszuschalten. Allerdings ließen Wetter und Wälder eine Luftaufklärung und Luftunterstützung nicht zu. US - Artillerie - Verbände standen im Raum Zweifall/Roetgen.

Als die 28. US InfDiv am 26. Oktober in dieses Gebiet verlegt wurde, fanden sich die Soldaten in einem feuchten, dichten Wald in der Art vor, wie er in den alten deutschen Märchen verewigt ist. Dazu sahen sie zerstörte amerikanische Fahrzeuge, von Granaten zerschossene Bäume, Minen an den kargen, schmutzigen Straßen und Pfaden, und hunderte von Granattrichtern. An deutscher Infanterie schätzte man ca. 1.800 Soldaten, die vieleicht durch weitere von weniger aktiven Frontabschnitten verstärkt werden konnten.

H-Hour (Beginn der Operation) war am 2. November 1944 um 9.00 Uhr (nach englischer Zeit, also um 10.00 Uhr deutscher Zeit).

Die Deutschen wollten das Gebiet um Hürtgen - Vossenack - Schmidt unbedingt aus folgenden Gründen halten:

  1. Die Talsperren mussten in deutscher Hand bleiben, denn durch Öffnen der Talsperren konnte man die Flüsse zu einem für die Operationsführung günstigen Zeitpunkt anschwellen lassen und den Vormarsch der Amerikaner aufhalten.
  2. Die Höhenzüge beherrschten das Gebiet.
  3. Düren war Straßenkontenpunkt und wegen seines großen Bahnhofes wichtig für die Versorgung der Front.
  4. Das Waldgelände neutralisierte die amerikanische Übermacht in der Luft, an Panzern und an Artillerie. Die Deutschen konnten durch mancherlei Anzeichen einen Angriff erwarten, kannten jedoch nicht den Zeitpunkt und den Richtungsstoß.

Der Plan der Amerikaner sah folgendes vor:

60 Minuten vor Angriffsbeginn: Feuervorbereitung durch Artillerie.

Das 112. Infanterieregiment der 28. US InfDiv sollte Vossenack, Kommerscheidt und Schmidt erobern. Die Hauptstoßrichtung lag durch die bereits besetzte Richelskaul über die Kall hinweg auf Kommerscheidt und zuletzt auf Schmidt. Die Infanterie sollte von mittelschweren Panzern und Jagdpanzern begleitet werden. Vorher waren jedoch an den Wegen östlich von Germeter amerikanische Minensperren zu beseitigen. Der Gefechtsstand (Hauptquartier) des 112. InfRegts befand sich in einem eroberten Westwallbunker westlich von Germeter am Weißen Wehebach.

Am Morgen des 2. November um 8.00 Uhr trat die amerikanische Artillerie in Aktion, u.a. geleitet von einem Beobachter in einer Dachstube von Germeter. Um 9.00 Uhr – dem Zeitpunkt des Angriffsbeginns- verließen die ersten Kompanien ihre Stellungen in Germeter, unterstützt von Panzern, nicht zuletzt aus Vorsicht vor feindlichen Minen. Inzwischen hatte das amerikanische Artilleriefeuer tiefer ins Land verlegt, während die Deutschen mit schwerer Artillerie und leichten Granatwerfern das Feuer erwiderten. Der Vormarsch auf Vossenack ging planmäßig vonstatten. Die trichterübersäten Felder lagen im Morgennebel. In der Ferne erhob sich der granatvernarbte Turm der Kirche von Vossenack.

Mit den Panzern an der Spitze ging die Infanterie vor. Die Soldaten traten aus Vorsicht vor Minen nur in die Spur der Panzerketten. Vereinzeltes Infanteriefeuer aus Vossenack traf die Panzer. Auch das Feuer der deutschen Granatwerfer konnte den Vormarsch nicht aufhalten.

Auf dem linken Flügel dieses Angriffs entlang des offenen Hanges nördlich von Vossenack zur Nase des Kammes nordöstlich hin setzte sich die G-Kompanie in Bewegung mit dem 1. Zug zur Linken, dem 3. Zug zur Rechten und dem 2. Zug, der beträchtlich unter Normstärke lag, als abwartende Verstärkung in der Mitte. Sieben Panzer bewegten sich in Linienformation und feuerten jeweils vier Schuss auf den Kirchturm, um feindliche Beobachter im Dorf einzuschüchtern.

Durch die eigene Minensperre im Bereich der G-Kompanie waren zwei Gassen geräumt worden. Trotzdem geriet der führende Panzer auf eine eigene Mine und verlor eine Kette. Ein weiterer Panzer blieb im Schlamm stecken und hielt so den Vormarsch auf. Mit den Infanteristen dicht hinter sich in der Spur feuerten die Panzer bei ihrem Vormarsch. Ein Maschinengewehrzug unterstützte das Vorrücken von Germeter aus. Das Feuer der 81 mm-Mörser war gut koordiniert und lag ca. 100 m vor den Angriffsspitzen.

Während die Panzer noch ihre Schwierigkeiten hatten, traten auch bei der G-Kompanie Probleme auf. Der Kompanieführungstrupp ging zusammen mit dem unterstellten MG-Zug der H-Kompanie vor. Entweder das feindliche leichte Granatwerferfeuer oder das vereinzelte Infanteriefeuer aus Vossenack verwundeten den Führer des Maschinengewehrzuges, nachdem der Zug Germeter verlassen hatte. Ein Sergeant übernahm das Kommando. Einige Minuten später trat der letzte Mann der Kompanieführungsgruppe der G-Kompanie auf eine Mine. Ein Mann des MG.Zuges, der ihm zu Hilfe eilen wollte, trat ebenfalls auf eine Mine und wurde getötet. Die Explosion löste noch fünf weitere aus, die fast gleichzeitig stattfanden. Von den 27 Mann des MG-Zuges wurden zwölf in der eigenen Minensperre verletzt oder getötet. Nur zwei Unteroffiziere blieben als Führer übrig. Sie ordneten, obwohl selbst leicht verwundet, den Zug wieder und setzten den Vormarsch fort.

Auch der angreifende Schützenzug geriet in Schwierigkeiten, die Führer des 1. und 3. Zuges waren schon 350 m hinter der Abmarschlinie getroffen worden. Dies erscheint insofern verwunderlich, weil während des Vormarsches die einzige feindliche Gegenwehr in leichtem Granatwerferfeuer bestand. Die unterstützenden Panzer feuerten bei ihrem Vorrücken.

Die wenigen Deutschen in Vossenack waren durch die langen Tage und Nächte des amerikanischen Artilleriefeuers geschwächt: Sie sahen sich nun einem koordinierten Panzer-Infanterie-Angriff gegenüber, der sich auf den Norden, den Osten und den Südosten erstreckte.

Hinter den außerhalb liegenden Höfen und durch die offenen Felder nördlich von Vossenack ging der Angriff der G-Kompanie schnell vorwärts und erreichte bald sein Ziel - die Bergnase im Nordosten des Dorfes. Die Planer hatten hierfür drei Stunden angesetzt. Die G-Kompanie benötigte aber mit Panzer- und Maschinengewehrunterstützung nur ein Stunde und fünf Minuten. Sie erreichte ihr Ziel ca. gegen 10.00 Uhr. Die Kompanie ging zur Verteidigung über und bereitete sich auf die Abwehr von Gegenangriffen vor. In ihrem Abschnitt lag ein Pfad, der im Wesentlichen die Fortführung der Dorfstraße im Nordosten von Vossenack Richtung Lukasmühle war. Für den Rest des Tages blieb es in dem Abschnitt ruhig.

Die F-Kompanie indessen begann mit Angriffsbeginn zugweise ihren Vormarsch, ebenfalls in Begleitung von drei Panzern. Der 3. Zug musste auf dem offenen südlichen Hang des Kammes von Vossenack vorstoßen, als Schutz der rechten Flanke des Bataillons. Der 1. Zug sollte durch das Dorf selbst vordringen; der 2. Zug blieb zunächst in Germeter zurück, um auf Befehl zu unterstützen. Der feindliche Widerstand beschränkte sich auch hier auf leichtes Granatwerferfeuer.

Als die Panzer und die vorderen Infanteristen die Straßengabel Germeter-Vossenack-Richelskaul passierten, drehte sich die Angriffsreihe wie geplant nach Süden ein, quer zur Hauptstraße. Hinter der Straße kam der dritte Panzer zu weit nach Süden ab und wurde von einer Panzerfaust vernichtet.

300 m hinter den ersten bewaldeten Fingern, die von Süden auf Vossenack zeigten, hatte der zweite Panzer eine Störung an seiner Kanone und musste zurückfahren.

Der 1. Zug folgte dem 2. Zug mit seinen Panzern im Abstand von 200 m. An der Straßengabel wurden sie plötzlich von Feuerstössen aus zwei oder drei bisher nicht aufgeklärten Maschinengewehren – aus einer Gruppe von Häusern – überrascht. Die Deutschen hatten ihr Feuer zurückgehalten, bis die Panzer und die Infanteristen vorüberzogen. Der Feuerüberfall traf die 1. Gruppe schwer: Alle bis auf drei Mann wurden verwundet oder getötet. Mit Handgranaten wurde das Widerstandsnest ausgeschaltet und vier bis fünf Gefangene gemacht.

Im weiteren Vormarsch wurde in jedes Haus durch die Haustüre geschossen, Handgranaten geworfen und unmittelbar nach der Detonation eingedrungen. Mancher Mann der F -Kompanie wurde verwundet oder getötet, als feindliches Artillerie-Streufeuer einsetzte. Der 1. Zug stieß bis zur Hauptkreuzung an der Kirche vor. Die Soldaten wurden hier von Feuerstößen aus einem Haus kurz links vor der Kreuzung aufgehalten. Der Widerstand wurde gebrochen und 30 Gefangene gemacht. Damit war das Oberdorf von Vossenack in amerikanischer Hand.

Nachdem der 2. Zug an der Kirche eingetroffen erhielt er vom Kompanieführer, Oberleutnant Kauffman, den Befehl, den Zug von Leutnant Wine zu unterstützen, der im Kampf um die Kreuzung in Unordnung geraten war. Außer drei Mann, die durch das Artilleriefeuer in Germeter ausgefallen waren, hatte der 2. Zug noch seine volle Stärke. Um 10.30 Uhr löste der 2. Zug den Zug von Leutnant Wine an der Kreuzung ab und setzte den Angriff fort. Obwohl der Angriff schnell vorangegangen war, hatten die vorderen Kräfte der F-Kompanie nur wenig mehr als die Hälfte der Entfernung zu ihrem Angriffsziel geschafft, während die G-Kompanie auf der nordöstlichen Nase des Kammes den Ausgang von Vossenack schon erreicht hatte.

6aAn der "Wilden Sau"

6bToter Soldat im Stellungsloch 1945
 6cUmgestürzter "Weazel"

Der 3. Zug wartete noch an dem bereits erwähnten Hang im Süden des Dorfes auf Leutnant Novak, der mit seinem Panzer von Germeter kommen sollte, um den einzigen noch kampffähig gebliebenen Panzer beim 3. Zug zu unterstützen. Als die Hilfe kam, zeigte sich, dass Novak offensichtlich den Auftrag falsch verstanden hatte: Anstatt selbst zu kommen, schickte er zwei statt einen Panzer.

Der Vormarsch wurde fortgesetzt, und die drei Panzer erreichten nebeneinander die Hauptkreuzung des Dorfes bei der Kirche. Als sie ihre Vermutung bestätigt sahen, dass vor ihnen ein feindliches Minenfeld lag, wechselten sie die Richtung ihres Vorstoßes und bewegten sich mit der ihnen folgenden Infanterie durch die Mitte von Vossenack. Sie folgten dem offenen Nordhang, den die G-Kompanie mit ihren drei Panzern früher schon passiert hatte. Ohne Gegenwehr stießen die Panzer und der 3. Zug der F-Kompanie unmittelbar zur Rechten der G-Kompanie zur Ostnase des Bergkammes vor. Dort war ihr Angriffsziel und die Infanteristen bezogen Stellung und sich begannen sich einzugraben.

Während der 3. Zug seinen Umweg machte, setzte der 2. Zug seinen Vormarsch von der Kreuzung aus in Richtung Unterdorf von Vossenack fort. Aus einem Haus links, zwei oder drei Häuser östlich der Kreuzung, kam Feuer aus einer deutschen Maschinenpistole, das die Amerikaner aufhielt. Als der Zugführer Leutnant Scott sich zu seiner vordersten Gruppe begab, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, traf ihn ein weiterer Feuerstoß und tötete ihn sofort. Noch drei weitere Gruppenführer wurden entweder getötet oder schwer verwundet.

Von der ehemaligen Frontlinie in Germeter fuhren nun die zurückgebliebenen drei Panzer des Zuges von Leutnant Novak los, da sie den Befehl erhalten hatten, die E-Kompanie, die bisher in Reserve gehalten worden war und nun den Auftrag hatte, Vossenack zu durchkämmen und den Ort vom Feind zu säubern, zu unterstützen. Sie fuhren jedoch zu schnell für die Infanterie, die dem Tempo nicht folgen konnte und erreichten die Kreuzung alleine. Dort nutzte Leutnant Kauffman die günstige Gelegenheit und setzte einen der Panzer dazu ein, das Widerstandsnest auszuschalten. Der Panzer feuerte zwei Schuß auf das Haus. Kauffman und sein Melder sprangen nach dem Beschuss in das Haus und fanden sieben Mann und zwei Offiziere vor, von denen einer verwundet und der andere gefallen war. Die deutschen Soldaten ergaben sich sofort.

Inzwischen hatte Leutnant Novak mit seinen Panzern nach Süden eingedreht. Entweder wollte er den Südhang nutzen und so dem Dorf ausweichen oder er wollte das Maschinenpistolenfeuer aus einer anderen Richtung niederkämpfen. Als er sich der Südecke des Dorfes näherte, fuhr sein Panzer auf eine Mine und blieb liegen. Da er noch als gepanzerter Beobachtungspunkt gebraucht werden konnte, blieb Leutnant Novak mit seinem Fahrzeug stehen, während die restlichen beiden Panzer mit der F-Kompanie weiter vordrangen.

Der Vormarsch ging weiter. Als Vorsorgemaßnahme warf Leutnant Kauffman eine Granate in den Keller des nächsten Hauses mit dem Erfolg, dass eine Gruppe von deutschen Soldaten herauskam und sich ergab. Beim Verhör zeigte ein deutscher Offizier ihm auf einer Karte die Stellungen für die Verteidigung des Dorfes. Es gab im Dorf fünf Kompanien mit einer Stärke von je 30 Mann. Er sagte, trotz hoher Verluste hätte eine andere Kompanie den Befehl, das Dorf in einem Gegenangriff zurückzuerobern.

Leutnant Kauffman beorderte den wiedergeordneten 1. Zug der F-Kompanie nach vorne und ließ den 2. Zug wieder die ursprüngliche Aufgabe als Unterstützungseinheit übernehmen. Begleitet von zwei Panzern arbeiteten sich die Männer von Leutnant Wine die Dorfstraße hinunter und stürmten jedes einzelne Haus, nachdem es zuvor von Panzern beschossen worden war. Die Deutschen schossen nur wenig und planlos.

Um 12.30 Uhr hatten sich der 1. und 2. Zug mit dem 3. Zug am Angriffsziel vereinigt: der kargen östlichen Spitze des Bergkammes von Vossenack.

Leutnant Kauffman verlegte den Gefechtsstand seiner F-Kompanie in das letzte Haus auf der rechten Seite von Vossenacks Hauptstraße. Der 2. Zug bezog rechts des 1. Zuges der G-Kompanie Stellung, der einen bewaldeten Abhang vor sich hatte, der sich vom Dorf bis zum Kalltal erstreckte.

Nachdem die F-Kompanie ihr Angriffsziel genommen hatte, setzte sich die E-Kompanie in die Mitte des Dorfes ab und bezog Stellung bei der Kirche. Der Artilleriebeobachter wurde wegen des feindlichen Feuers in ein Haus nahe dem Ostende des Dorfes zurückgezogen.

Das Säubern des Ortes durch die E-Kompanie

Die E-Kompanie hatte die Aufgabe, der F-Kompanie in einem Abstand von 300 m nach Vossenack zu folgen. Das Dorf musste von deutschen Widerstandsnestern völlig gesäubert werden. Ein Zug hatte sich entlang der Waldecke im Süden hinter dem rechten Zug der F-Kompanie zu bewegen, um den Schutz der rechten Flanke des Bataillons zu übernehmen. Der Panzerzug unter Leutnant Novak begleitete die E-Kompanie nach Vossenack hinein und half bei der Säuberung. Ein Zug der H-Kompanie mit Maschinengewehren schloss sich an.

Als die E-Kompanie an der Abmarschlinie sammelte, wurde sie eine leichte Beute des feindlichen Artillerie- und Granatwerferfeuers, das sich auf diese Linie eingeschossen hatte. Die Kompanie erlitt eine Reihe von Verlusten.

Der 1. Zug der E-Kompanie unter Sergeant Beck folgte um 9.30 Uhr hinter der rechten Flanke der F-Kompanie. Offensichtlich nicht darüber informiert, die nördliche statt der südlichen Route der Straße Richelskaul - Vossenack zu nehmen, gerieten die Leute von Sergeant Beck schon 300 in hinter der Abmarschlinie in feindliches Maschinengewehrfeuer von der südlichen Waldecke her. Der Zug wurde dadurch auf dem Boden festgenagelt. Ein Soldat wurde getötet und verschiedene andere verwundet, unter ihnen auch Sergeant Beck. Einzelne - einer wurde hysterisch - robbten zurück und meldeten dem Kompaniechef in Germeter unterschiedliche Versionen, was passiert war. Schließlich wurde das Widerstandsnest von zwei Leuten - vom Höhenzug her - genommen und mit Hilfe des übrigen Zuges, der dann weiter nach Vossenack vorstieß, 15 Gefangene gemacht. Die Kompanie setzte inzwischen die Säuberungsaktion fort.

In zwei Reihen auf jeder Seite der Hauptstraße sich vorsichtig vorwärts bewegend, untersuchten die Soldaten jedes Haus und jeden Keller und machten dabei noch gelegentliche Gefangene. Nur ein Mann wurde durch einen Granatsplitter am Arm verwundet. Um 10.40 Uhr meldeten sich die drei Panzer von Leutnant Novak bei der E-Kompanie ab, um der F-Kompanie bei der Säuberung des östlichen Teiles von Vossenack zu helfen. Um 15.30 Uhr hatte die E-Kompanie ihren Auftrag in Vossenack erfüllt und sie begann, sich auf eine Verteidigung vorzubereiten.

Der Gefechtsstand des 2. Bataillons wurde um 16.30 Uhr in einem Haus eingerichtet, das etwa 270 m östlich der Kirche auf der südlichen Seite der Hauptstraße stand.

Das 229. Feldartilleriebataillon verschoss am 2. November von 08.00 bis 12.00 Uhr insgesamt 1.346 Granaten als unmittelbare Feuerunterstützung für das 112. Infanterieregiment.

Die B-Kompanie des 86. Chemical Batallions (Granatwerferbataillon) verschoss 274 Sprengbrand-granaten und 225 Phosphorgranaten.

Vossenack brannte mehrmals an diesem Tag und war von Rauch eingehüllt.

Der Angriffsplan des 112. Infanterieregiments sah für den 2. November einen Querfeldein-Angriff des 1. und 3. Bataillons um 12.00 Uhr vor. Die Bataillone sollten sich hauptsächlich durch den bewaldeten Teil des südlichen Hanges von Vossenack hinabbewegen, die Kall überqueren und Kommerscheidt nehmen.

Das 3. Bataillon sollte dann weiter auf Schmidt vorstoßen. War Schmidt genommen, sollte der Angriff Richtung Steckenborn fortgesetzt werden.

Kurz nach Mittag gingen die Angriffsspitzen durch Richelskaul vor. In der ersten Phase des Angriffs sollte ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Weg erreicht werden, der ca. 400 m östlich von Richelskaul und südlich vom Westrand Vossenacks zur Straße nach Simonskall in den südlichen Wäldern führte. Als der 1. Zug den Pfad erreichte, wurde er von heftigem feindlichem Feuer aus den nahen Wäldern aufgehalten. Der Widerstand konnte den ganzen Tag über nicht gebrochen werden.

Der Angriff auf das Waldgebiet südlich der Straße Germeter - Hürtgen Richtung Gasthaus Kallbrück blieb schon nach 300 bis 500 m vor einem ausgedehnten feindlichen Minenfeld liegen.

Hier griff das 110. Infanterieregiment um 12.00 Uhr an. Das 3. Bataillon rückte hauptsächlich querfeldein in Richtung auf Simonskall vor. Das 2. Bataillon blieb an acht oder zehn Bunkern hängen, die die Hauptstraße nach Rollesbroich beherrschten. Diese Bunkerverteidigung wurde später als „Raffelsbrand-Schwerpunkt" bekannt. Beide Bataillone wurden durch die schwerbewaffneten Bunker aufgehalten. Der Angriff des 110. InfRegts, der die Absicht hatte, die Straße von Strauch nach Schmidt zu erreichen und so den Weg für eine spätere Phase des Angriffs auf Schmidt in die Hand zu bekommen (die Eroberung des Raumes Strauch - Steckenborn) machte praktisch keine Fortschritte.

Die Luftwaffe hatte inzwischen hauptsächlich die Straßen nach Schmidt, Ziele in Bergstein, die Rurbrücke in Heimbach und Fabriken in Nideggen angegriffen. Versehentlich bombardierte sie auch amerikanische Artilleriestellungen bei Roetgen.

Lage des Feindes

Am 2. November 1944 fanden sich verschiedene Stabsoffiziere des LXXIV. (74.) Armeekorps zu einer Besprechung der Heeresgruppe B mit Generalfeldmarschall Model auf Gut Schlenderhan, nahe Quadrath westlich von Köln, zu einer Planübung ein. Thema der Übung war die Abwehr eines theoretisch angenommenen Angriffes der Amerikaner im Gebiet von Hürtgen. Kurz nach Beginn der Besprechung wurde über Telefon gemeldet, dass die Amerikaner nördlich von Germeter in Richtung Vossenack angriffen. Aus der Meldung wurde deutlich, wie kritisch die Lage war und es wurden Verstärkungen der 7. Armee angefordert, da das 74. Korps nicht genügend Kräfte zur Verfügung hatte, um dem amerikanischen Angriff standzuhalten. Generalfeldmarschall Model schickte den kommandierenden General des LXXIV. (74.) Korps zu seinem Gefechtsstand zurück und setzte mit den anderen Offizieren die Lagebesprechung fort, aus der jetzt aus Theorie Realität geworden war.

Während als erste Maßnahme die Panzereinheiten der 116. Panzerdivision - teilweise sogar von Mönchengladbach - nach Vossenack beordert wurden, wurde die Anwesenheit der maßgeblichen Kommandeure bei der Besprechung genutzt, um einen Gegenangriff vorzubereiten. Es wurde festgelegt, am 3. November den nördlichen Einbruch der Amerikaner abzuriegeln und die südlich bei Schmidt vorgestoßenen Truppen des 112. InfRegts zu zerschlagen. Es entwickelte sich praktisch derselbe Gegenangriff, der der 9. Infanteriedivision zu schaffen gemacht hatte, als diese im Raum Germeter – Vossenack eingesetzt war. Sie war am 26. Oktober von der 28. Division abgelöst worden.

Quelle: United States Army in World War ll/Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt, by Charles B. MacDonald and Sidney T. Mathews, Office of the Chief of Military History Department of Army - Washington D. C. 1952 -> Link zur entspechenden Internetseite.

Wege-, Hauskreuze, Kapellen, Gedenksteine, -tafeln und Bilderstöcke

Vossenack und seine Vergangenheit
Geschichtsverein Hürtgenwald e.V.
Dr.-Ing.Leo Messenig † 2.4.2011, Hürtgenwald-Vossenack
Helios-Verlag Aachen
Seite 35 bis 44
Gedenken und Mahnen - Mahnmale im Hürtgenwald
von Robert Hellwig
Geschichtsverein Hürtgenwald e.V.
Seite 20 ff

 


Durch die Kämpfe um Vossenack in den Jahren 1944 / 1945 sind praktisch alle früheren Kreuze zerstört und erst nach dem 2. Weltkrieg wieder neu, allerdings durchweg an der alten Stelle aufgestellt worden. Offensichtlich hat nur das Kreuz in der Pfarrer-Dickmann-Straße vor dem Hof Kaulen den Krieg unbeschädigt überstanden. Zu den Vorkriegskreuzen, die heute noch teilweise erhalten sind, zählt der Blausteinsockel des "Stumms Krüzche".

Wenn in dieser Aufstellung noch etwas fehlt,
würden wir uns freuen,
wenn Sie uns dies mitteilen würden.
Vielen Dank.

  • Das Friedenskreuz des Geschichtsvereins Hürtgenwald „Auf der Harth“

    aufderHarth52

    Ein Bürger von Vossenack, der nicht genannt werden will, hatte anlässlich seines Geburtstages seine Gäste um eine Geldspende gebeten, die zur Renovierung von Dorfkreuzen dienen sollte. Den eingesammelten Betrag hat er dem Geschichtsverein Hürtgenwald mit dem Auftrag übergeben, das Geld zweckgebunden zu verwenden.

    Es wurde zunächst daran gedacht, das zerstörte Kreuz unweit des Parkplatzes an der Harth wieder herzustellen, aber dessen Besitzer riet davon ab, weil es an diesem Platz innerhalb kurzer Zeit viermal völlig samt Einfassung von irgendwelchen Vandalen brutal zertrümmert wurde.

    Der Geschichtsverein hatte sich dann entschlossen, im Einvernehmen mit dem Spender, der Gemeinde und dem Grundstücksbesitzer ein neues Kreuz auf dem Anwesen der Familie Volk, „Auf der Harth Nr. 52“ zu errichten, das dort wesentlich besser unter Kontrolle der Nachbarschaft stehen wird. Es wurde von Artur Kowalski angefertigt und von Achim Volk aufgestellt; es ist in der Form schlicht und ohne Corpus.

    Auf dem Querbalken des neuen Kreuzes stehen die Worte:

    „In Frieden miteinander“

    Dies soll dazu auffordern, Menschen fremder Rassen, Kulturen und Glaubensgemeinschaften sowie Asylanten in ein friedliches Zusammenleben einzubeziehen und soll dazu mahnen, den Frieden erst einmal in sich, in der Familie, in der Dorfgemeinschaft zu suchen, bevor man ihn zwischen den Völkern fordert.

    Das verwendete Material war Holz und nach 7 Jahren verrottet. Der ehemalige anonyme Spender hat den Obhutsträger "Geschichtsverein" mehrmals gebeten, für die Sanierung des Kreuzes zu sorgen, was aber wegen fehlender Mittel nicht möglich war. Aus Anlass des 70. Geburtstages des anonymen Spenders hat er dann das Kreuz wieder in seinen Besitz genommen, um es in seiner jetzigen Form aus Edelstahl, am gleichen Standort wieder zu errichten.

  • Kreuz „Germeter“ gegenüber „Zweifaller Weg“

    Germeter 106

    Das vor dem Haus stehende Kreuz hatte zwar weitgehend den Krieg überstanden, musste aber doch später durch ein neues Kreuz ersetzt werden.

    Beim Zug der Fronleichnamsprozession durch Germeter wurde vor dem Krieg auch dort der Segen erteilt.

    Auch heute noch halten die Heimbachpilger von Vicht und Zweifall hier an und verweilen zu einem kurzen Gebet.

  • Kreuz „Im Oberdorf“ oberhalb der Sparkasse

    Im Oberdorf 102

    Es ist ein Fronleichnamskreuz, an dem im Wechsel mit der Kapelle in Germeter der Segen erteilt wird.

    Im Krieg zerstört, hat man es danach neu errichtet. In den letzten Jahrzehnten wurde und wird es von der Familie Franz Wirtz gepflegt.

  • Kreuz Ecke „Monschauer Straße“ / „Im Oberdorf“

    Kreuz Ecke „Monschauer Straße“ / „Im Oberdorf“

    An dieser Stelle stand vor dem Krieg kein Kreuz, wie auch die Monschauer Straße nur als schmaler Pfad existierte. Erst als Alfons Palm seinen Betrieb als Autoreparaturwerkstatt und Verkaufsgeschäft für landwirtschaftliche Maschinen begründete, sorgte er dafür, dass dieser Weg zur heutigen Monschauer Straße ausgebaut wurde.

    Das heute dort stehende Kreuz war das Grabkreuz von Christian Rüttgers, der nach dem Volksmund zur Familie der „Kätringe" gehörte, die gegenüber der „Witze Gass" (Paul-Heinemann-Straße) wohnten. Das Kreuz war nach dem Krieg vom Schreiner Otto Humm geschnitzt worden, der mit Trautchen Rüttgers verheiratet und Schwager von Lünsmann war. Ein weiteres von ihm geschnitztes Kreuz steht heute noch auf dem Grab von Adele Walter innerhalb des Vossenacker Friedhofs.

    Nach Einebnen des Grabes von Christian Rüttgers erbat sich Siegfried Bergsch das Kreuz, um es als Feldkreuz an dem heutigen Platz aufzustellen.

  • Kreuz „Im Unterdorf“ gegenüber „Zum Schnepfenflug“

    Kreuz Im Unterdorf gegenüber Zum Schnepfenflug

    Das neue Kreuz steht vor dem Haus Cremer / Schnitzler an der Stelle, wo das alte Fronleichnamskreuz gestanden hatte, an dem der erste Segen gegeben wurde.

  • Kreuzanlage auf dem Privatanwesen der Familie Berthold Rüttgers, Im Unterdorf 45

    Kreuz Im Unterdorf 42

    Vor dem Hof Piek steht das Fronleichnamskreuz, an dem damals der dritte Segen erteilt wurde.

  • Kreuz auf „Am Weiherchen“

    Kreuz Im Unterdorf gegenüber Zum Schnepfenflug

    Vor dem Hof Piek, Im Unterdorf 48, steht dieses Fronleichnam Kreuz, an dem der 3. Segen erteilt wird. Der Standort hatte früher die Bezeichnung

    "Am Weiherchen".

    Vor dem 2. Weltkrieg zog die Fronleichnamsprozession, abwechselnd jedes Jahr, von der Kirche über die Dorfstraße ins Unterdorf bis zu diesem Kreuz, bzw. von der Kirche hinauf nach Germeter.

    Die Prozession zog ohne Umweg über die Dorfstraße zur Kirche zurück. Die Hundsgasse (heute "Zum Schnepfenflug") war durch einen großen Altar gesperrt, den deren Anwohner - beginnend mit dem Aufbau bereits ab 4:00 Uhr in der Frühe - errichteten.

       
  • Private Hauskapelle

      Private Hauskapelle der Familie Sieberichs

    Private Hauskapelle der Familie Sieberichs, Auf der Harth 40. Erbaut 2012

    Die Kapelle ist tagsüber zugänglich

  • Kapelle Ecke „Im Oberdorf“ / „Germeter“

    Kapelle Ecke Im Oberdorf Germeter

    Eine Kapelle hat schon im Jahr 1937 dort gestanden, war aber - als eine Art Grotte mit einer Marienstatue ausgebildet - merklich kleiner als der heutige Bau. Am Baum neben ihr befand sich ein Feldkreuz, das den letzten Krieg nicht überdauert hat, wie auch die Kapelle durch die Kämpfe um Vossenack von 1944 weitgehend zerstört wurde.

    An der Ecke Im Oberdorf/Germeter stand unmittelbar hinter der Kapelle das Haus, in dem die ledige Luise Strauch (et „Struchs Luis'che") wohnte. Das Gebäude ist heute restlos verschwunden.

    Luise Strauch hatte geraume Zeit nach dem 1. Weltkrieg das ganze Gelände mitsamt der Kapelle an den Pastor Clemens Prinz, den Bruder von Hermann Prinz aus der Gaststätte, verkauft. Sie hatte aber, wie schon in ihrem Testament, beim Verkauf des Landes die Bedingung gestellt, die Kapelle müsse dort immer bleiben, wo sie jetzt stehe.

    Nach dem 2. Weltkrieg hatte Julius Erasmus, der sich um die Bergung der gefallenen Soldaten im Bereich von Vossenack sehr verdient gemacht hat, der Kapelle eine Muttergottesfigur gestiftet, die später nicht dem Kunstverständnis des Pfarrers Hegger (1951 - 1988) entsprach. Dieser wechselte sie durch eine neue, ihm genehme Statue aus. Aber auch diese hatte keine lange Standdauer, denn ihr wurde von Unbekannten der Kopf abgeschlagen.

    Deshalb wird zum Schutz die jetzige Marienstatue hinter Gitter und Glas gehalten.

    Zu Zeiten des Pfarrers Hegger zog am Ende Mai jeden Jahres eine Sühne-Prozession von der Pfarrkirche zur Kapelle als Danksagung für die glückliche Heimkehr der Dorfbewohner aus der Evakuierung und aus dem Soldatendienst des letzten Weltkrieges.

    2013 - Im Inneren der Marienkapelle nagte der Zahn der Zeit - eine Renovierung war fällig geworden. Die langjährigen Betreuer der Marien-Kapelle, die Eheleute Robert und Greta Braun sowie Renate Palm, fanden schnell freiwillige Helfer, um das Kapellchen wieder zu verschönern. Rudolf Palm, Reinhold Nießen und Manfred Braun übernahmen die Renovierungsarbeiten. Für die malerische Ausschmückung des Kapelleninneren sowie deren Anstrich zeichnete sich Reinhold Nießen verantwortlich. Rudolf Palm und Manfred Braun brachten das Giter im Kapelleninneren sowie das Kapellentor auf Vordermann. Eine neue, 56 cm große Muttergottes-Figur stiftete Berthold Rüttgers aus Germeter. Die Muttergottes-Kapelle in Vossenack / Germeter strahlt wieder in neuem Glanz. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes ist sie nun ein Schmuckstück in der Pfarrgemeinde St. Josef Vossenack.

    [dorfbote - Magazin für Hürtgenwald September 2013]

  • Kreuz Ecke „Im Oberdorf“ / „Ralscheid“

    Kapelle Ecke Im Oberdorf Ralscheid

    Vor dem Krieg befand sich ein großes Holzkreuz an der Wand des nicht mehr bestehenden Spritzenhauses, das an der Einfahrt zur Straße „Am Bosselbach" stand. In diesem Haus wurden die Gerätschaften der Feuerwehr aufbewahrt. Es diente aber auch als „Ausnüchterungsherberge" für Betrunkene. Durch die Kriegsereignisse des Jahres 1944 wurden Spritzenhaus und Kreuz zerstört.

    An diesem Kreuz wurde der erste Segen der Fronleichnamsprozession erteilt, wenn sie nach Germeter zog.

    Nach dem Krieg wurde ein neues Kreuz gegenüber am Haus Rüttgers aufgestellt. Dieses Haus und diese Familie hießen bald „a Krozze". So wurde im Volksmund Frau Maria Rüttgers „et Krozze Marie" genannt, was sie aber nicht gerne hörte.

  • „Splitterkreuz“ als Gedenkkreuz am Mestringer Weg

    Splitterkreuz

    Ein außergewöhnliches Wegekreuz wurde in Vossenack von Reinhold Nießen, Ulrich Hallmanns und Reimund Scholl gefertigt und am Wanderparkplatz hinter dem Geschwister-Louis-Haus / Mestrenger Weg aufgestellt. Es handelt sich um ein Metallkreuz, welches vollständig aus Granat- und Bombensplittern zusammengefügt wurde und in einen schweren Findling eingelassen ist.

    Eine am Findling angebrachte Tafel erklärt in Deutsch und Englisch:

    "Zum Gedenken an die Opfer! Diese Stelle war am 3. November 1944 der Ausgangspunkt für den Angriff des III. und I. Bataillons des 112. (US) Inf.Regt., verstärkt durch die A Kompanie 707 Panzerbataillon durch das Tal auf Schmidt"

    Dieses bemerkenswerte Kreuz wurde am 2.11.2005 von Pastor Lautenschläger eingesegnet.

  • „Stumms Krüzche“

    Stumms Krüzche

    Der Sockel des alten Kreuzes bestand aus dem Blausteinblock, der heute noch erhalten ist. Er trägt folgende Eingravierung:

    „Schau Du, mein Volk, hier Deinen Erlöser, verblutet am Kreuz aus Liebe zu Dir"

    Der Block trägt heute verschiedene Geschoßeinschläge des letzten Krieges.

    Das Alter dieses Feldkreuzes ist ungewiss, aber man kann es aufgrund seiner Buchstabenform sicherlich auf mindestens die Jahrhundertwende zurückdatieren. Durch die Kämpfe des letzten Krieges ist das ursprüngliche Kreuz zerstört worden.

    altesstummskruezche

    Um das Jahr 1975 waren es Steinbalken, an denen ein einfacher Corpus hing. Da dieser Stein nicht beständig war, wurde er durch ein schlichtes, altertümliches Gusseisenkreuz ersetzt.

    Um das Jahr 1985 brachen Unbekannte dieses Kreuz aus dem Steinblock und Verschwanden damit. Als Ersatz diente dann ein einfaches Kreuz aus Vierkanteisen ohne Corpus, bis im Jahr 1990 Herbert Wilden auf Veranlassung des Ortsvorstehers Baptist Palm den Blausteinblock zur künftigen Erhaltung mit Bruchsteinen einfasste, da dieser zu zerfallen drohte. Oberhalb des Steines wurde in dem Mauerwerk eine Nische eingerichtet, in der ein Christuskopf als Bronzerelief hängt. Das gesamte Mauerwerk wurde mit einem schieferbedeckten Satteldach versehen.

    Die Heimbachprozession zog singend aus der Kirche. An Stumms Krüzche war praktisch das Lied zu Ende und sie verstummte, um schweigend den schwierigen Abstieg zur Mestrenger Mühle hinter sich zu bringen. Es ist durchaus verständlich, dass dieses Verstummen dem Kreuz seinen Namen gegeben hat.

  • Das Wanderkreuz im Ralscheid

    Das Wandererkreuz im Ralscheid

    Das Kreuz wurde 1973 im "Ralscheid" aufgestellt und trägt die Inschrift:

    "Wanderer raste hier und Bete"

    Es handelt sich um das Grabkreuz von Helene Linzenich, Großmutter von Bruno Linzenich. Sie wurde im Volksmund "dat Palze Lenche" genannt. Nach Ablauf der Grabzeit wurde es saniert und von der Familie an dieser Stelle aufgestellt.

    Die Pflege des wertvollen Holzkreuzes übernahm 1986 der Eifelverein Ortsgruppe Vossenack. Er hat ihm die Bezeichnung "Wandererkreuz" gegeben. Viele Wanderer legen auf der nebenstehenden Bank gerne eine Rast ein.

  • Kreuz in der Pfarrer-Dickmann-Straße nahe dem Hof Kaulen

    Kreuz in der Pfarrer Dickmann Straße

    Das Holzkreuz trägt im Sockel die Jahreszahl "1925". Es hat den letzten Krieg gut überstanden. Vor dem Jahr 1939 war es ein Prozessionskreuz, an dem auch der Segen während der Fronleichnamsprozession erteilt wurde.

    Der heutige Hof Kaulen gehörte vor dem Krieg der Familie Prinz, die lange Jahre das Kreuz gepflegt hat, so dass man annehmen kann, dass es von ihr aufgestellt wurde. Die Tochter Paula von Christian Prinz, der vor dem Krieg auch Bürgermeister von Vossenack war, heiratete Franz Zimmermann. Deren Tochter vermählte sich mit Richard Kaulen, so dass der Hof den heutigen Namen erhielt.

    Das Kreuz ist vor einigen Jahren restauriert worden.

  • Kreuz Ecke „Tiefenbach“ / „Panoramastraße“

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Das Kreuz steht nahe am linken Ufer des Tiefenbaches und gehört, streng genommen, nicht mehr zur Gemeinde Vossenack. Es trägt die Inschrift:

    "1864 1964"

    Im vorigen Jahrhundert war Gerhard Strauch aus Dreiborn als Knecht in der Lukasmühle angestellt, deren Besitzer seit dem Jahre 1862 Wilhelm Theodor Boltersdorf und Anna Maria Jakobs waren. Offensichtlich im Jahre 1864 ertrank dieser Knecht bei Hochwasser im Tiefenbach. Das Kreuz, das im Jahr 1964 erneuert wurde, steht an der Unglücksstelle und erinnert an diesen Unfall.

  • Kreuzigungsgruppe auf dem Friedhof

    Kreuzigungsgruppe

    Die Kreuzigungsgruppe ist erst in den Jahren 1988 / 89 aufgestellt worden.

    Sie ist ein Werk des Franziskanerpaters Laurentius Englisch OFM aus dem Kloster in Vossenack und soll an die furchtbaren und opferreichen Kämpfe im Hürtgenwald des Jahres 1944 erinnern.

    Hierüber gibt es eine gesonderte Seite mit Video -> Link

  • Kreuz am Weg zur Mestrenger Mühle unterhalb Stumms Krüzche

    kreuzamwegzurmestrengermuehleunterhalbstummskruezche

    Das ursprüngliche Kreuz ist durch die Kämpfe im Jahre 1944 zerstört worden. Es wurde nach dem Krieg durch das gusseiserne Grabkreuz von Elisabeth Knauff, geb. Luysberg, ersetzt, da deren Grab ein Grabstein erhielt.

    Jahre später war es verrottet und wurde durch das jetzige Holzkreuz ersetzt, das eine inzwischen verschwundene Tafel mit folgender Inschrift trug:

    "Wanderer, raste hier und bete"

    Arnold Breidenich aus Vossenack arbeitete in Schmidt und hat jahrelang dieses Kreuz auf seinem täglichen Arbeitsweg gepflegt.

    An dieser Stelle soll einst ein Pferd mit Wagen auf dem Weg zur Mestrenger Mühle durchgegangen und verunglückt sein. Der Fuhrmann konnte sein Fahrzeug nicht abbremsen, hatte aber den Unfall heil überstanden. Aus Dankbarkeit soll er dieses Kreuz errichtet haben.

  • Kreuz auf der Vossenacker Kriegsgräberstätte

    Kreuz auf dem Soldatenfriedhof

    Auf diesem Friedhof ruhen etwa 2000 deutsche Soldaten, die in den Jahren 1944 / 1945 bei den schweren Kämpfen um Vossenack gefallen waren. Mitten unter ihnen im Grab 1074 ist Walter Model gebettet. Er war der befehlshabende Generalfeldmarschall und Chef der Heeresgruppe West. Zu seinen Lebzeiten hatte er den Wunsch geäußert, im Falle seines Todes zwischen seinen Soldaten begraben zu werden.

    Viele dieser Toten wurden von Julius Erasmus mit mehreren Männern von Vossenack aus dem Gelände um diesen Ort geborgen.

    Für diesen Friedhof hatte die Gemeinde Vossenack 20 Morgen Wiesenland kostenlos zur Verfügung gestellt. Professor Tischler vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge entwarf diese Friedhofsanlage, die im Jahre 1963 feierlich eingeweiht wurde.

  • Bild- und Texttafel für Julius Erasmus - Kriegsgräberstätte Vossenack

    Bild- und Texttafel für Julius Erasmus

    Dem "Vater des Vossenacker Ehrenfriedhofes", Julius Erasmus, hat man im Jahr 2005 gleich am Zugang vom Parkplatz eine Tafel mit seinem Bild und der schriftlichen Würdigung seiner Verdienste um die Ehrenruhestätte seiner Kameraden aus den Hürtgenwaldkämpfen aufgestellt. In deutscher und englischer Sprache ist darauf sein Leben und die Verdienste für die Errichtung des Vossenacker Soldatenfriedhofs nachzulesen.

    Als Pionierhauptmann war er selbst Teilnehmer der Ereignisse im Hürtgenwald. Gleich nach Kriegsende 1945 hat er aus eigenem Antrieb die noch unbeerdigt vorgefundenen Kameraden mit Hilfe von Männern aus dem Dorf und dem damaligen Pfarrer geborgen, soweit wie möglich identifiziert und beerdigt. Es waren über 1500 Gefallene. Er legte Aufzeichnungen und Pläne an und markierte die Grabstellen mit einfachen Holzkreuzen. Diese fürsorgliche Arbeit war die Grundlage für die Anlage des Soldatenfriedhofes.

    Der Text der Tafel ist für diese Publikation zu umfangreich.

  • Das „Kevere Krüz“ an der Bundesstraße 399

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    In den früheren Jahren schlossen sich alle Kevelaerpilger des Kreises Monschau zusammen und wanderten über Simmerath nach Düren. Von dort aus pilgerte man zu Fuß und später von etwa dem Jahr 1890 an mit der Bahn nach Kevelaer.

    Am Kevelaerkreuz, dem „Kevere Krüzche", gegenüber dem nicht mehr bestehenden Forsthaus Raffelsbrand, wurde eine Pause eingelegt. Die Pilger hatten dann meist schon einen anstrengenden Weg hinter sich. Vor allem das letzte Stück von Kallbrück auf die Höhe war besonders schwer. Ringsum von hohen Fichten umgeben ruhten sich die Pilger aus und stärkten sich mit Speck, Brot und klarem Wasser aus einer nahen Quelle.

    Dort trafen dann auch die Pilger aus den benachbarten Orten ein, die von hier aus zu Fuß mitgingen.

    Montjoie'r Volksblatt Nr. 34 - Samstag, den 21.8.1897

    Um das Jahr 1900 schlossen sich die Vossenacker der Rurtal-prozession an. Bis Düren pilgerte man durch das Rurtal. Von dort aus fuhr man mit der Bahn zum Pilgerort und am nächsten Tag erfolgte die Rückreise.

    Die Fußpilger dagegen waren früher eine ganze Woche unterwegs.

    Mittlerweile laufen die Pilgerfahrten heute noch schneller ab. Nach einem Pilgergottesdienst fährt ein bequemer Reisebus nach Kevelaer, wo er bereits zum Hochamt eintrifft. Da im Bus gebetet wird, ist der Charakter einer Pilgerfahrt gewahrt.

    Unabhängig davon pilgerte die Jugend einmal im Jahr zu Fuß nach Heimbach. Manches Mädchen erhoffte sich bei den Gebeten unterwegs, dass seine Bitten um einen guten Mann bald Erhörung und Erfüllung finden werden.

  • Friedenskreuz an der Straße K36 vom Franziskus-Gymnasium nach Simonskall

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    In den heißen Sommern 1947 und 1948 brannten die zerschossenen Wälder des Hürtgenwaldes immer wieder und oft eine längere Zeit. Die Ursache wurde auf Selbstentzündung durch Brennglaseffekt von Glasscherben zurückgeführt. Wahrscheinlicher ist, dass es durch Selbstentzündung von freiem Phosphor geschah. In den Nächten war der Himmel im weiten Umkreis rot gefärbt. Die Bemühungen, die Brände zu löschen, wurden durch die in den Brandgebieten explodierende Munition erschwert. Manchmal schien es unmöglich etwas dagegen zu unternehmen und trotzdem wurde eine Bekämpfung der Feuer versucht. Bei einem solchen Einsatz am 17. August 1947 verunglückte der 40 Jahre alte Feuerwehrführer Remy Stollenwerk. Die Kameraden der Kesternicher Amtsfeuerwehr widmeten ihm dieses Denkmal.

    Das Kreuz wurde nach dem 2. Weltkrieg zur Erinnerung an einen verunglückten Feuerwehrmann errichtet. Sein Gedenkstein trägt die Inschrift:

    "Zum Gedenken an unseren verunglückten Kameraden
    Amtswehrführer Remy Stollenwerk
    *22.12.1906 † 17.8.1947
    Feuerwehr des Amtes Kesternich"

  • Kreuz am Haus Nr.10 in Simonskall

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Simons III. Kremer erbaute im Jahre 1666 dieses massive Bruchsteinhaus. Seit 1756 bewohnt die Familie Scholl das historische Gebäude.

    Familie Scholl, Leonhard und Gertrud geb. Lennartz
    KreuzamHaus10Simonskall1
    Rosalia
    Salchen
    Maria
    Mariechen
    Peter Margarethe
    Gretchen
    Elisabeth
    Elly
    Gertrud Leonhard Gertrud
    Trautchen

    Das ins Mauerwerk eingearbeitete Steinkreuz ersetzt ein altes Holzkreuz, das durch Einwirkungen des 2. Weltkrieges beschädigt wurde.

    KreuzamHaus10Simonskall2
    Das Haus von 1666 brannte während des 2. Weltkriegs vollkommen aus.

    Vor dem Krieg zog jährlich eine Fronleichnamsprozession durch Simonskall. Hier an diesem Kreuz wurde der 2. Segen erteilt. Nach dem Krieg kam ihm noch eine besondere Bedeutung zu.

    KreuzamHaus10Simonskall3
    Erste heilige Messe nach dem 2. Weltkrieg in Simonskall am Haus Viktor Scholl.
    Die Kapelle war noch nicht wieder aufgebaut.
    (rechts Viktor und Peter Scholl)

    Da die Kapelle noch nicht von den Kriegsschäden befreit war, wurde an dem Kreuz der Familie Scholl die erste hl. Messe nach den Kriegstagen von der Dorfbevölkerung gefeiert.

  • Kreuz an Kallbrück

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Heute erinnert nichts mehr an das Haus der Familie Koll, das dort an Kallbrück gestanden hat.

    Es bestand aus einer Scheune mit Schuppen und einem Wohnhaus mit einer Gaststätte, in der sich im 2. Weltkrieg die Frauen aus Vossenack manches Mal mit ihren Männern trafen, die auf der Rollesbroicher Seite zum Schutz der Bunkeranlagen und der militärischen Einrichtungen dienstverpflichtet waren. An der Giebelwand der Scheune zur Straße hin war ein großes, einfaches Kreuz angebracht.

    Durch die Kämpfe um Vossenack im Jahr 1944 wurde alles zerstört und das Gelände später vollständig planiert.

    Nach dem Krieg ist das heute dort stehende Kreuz errichtet worden.

    Es wird seit Jahren von einem unbekannten älteren Ehepaar gepflegt und mit Blumen versorgt. Sie waren es wohl auch, die ein Holzschild mit folgender Inschrift um das Jahr 1990 am Kreuz angebracht haben:

    „Halt Wanderer, gedenke
    gleich wer du auch bist,
    daß Jesus Christus
    einst dein Richter ist."

  • Kreuz am Beginn des alten Kirchweges nach Simonskall auf dem „Herrgottsthrönchen“

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Wandert man auf der östlichen Seite des Morle-Sief ins Kalltal, führt der Weg über das "Zick-Zack-Pfädchen" talwärts. Rechter Hand erblickt man vor diesem Pfad noch in den 60-er Jahren ein weißes Kreuz auf einer Felsnase stehend. nach dem Grund gefragt, warum das Kreuz dort stehe, erzählte man, dass einmal ein Kind von diesem Felsen gestürzt und zu Tode gekommen sei.

    Im November 2004 wurde dieses mittlerweile holzfarbene Kreuz von Unbekannten zerstört, der Corpus zerschlagen, die Holzbalken gebrochen und in die Büsche geworfen. Aufmerksame Vossenacker Bürger fanden das geschundene Kreuz und erreichten schließlich die Familie Stollenwerk, die seit Ende des Krieges die Pflege des Kreuzes übernommen hat.

    Im Gespräch mit Ludwig Stollenwerk ergab sich, dass er von seinem Vater Peter die Sorge für das Kreuz übernommen habe. Der Grund für die Errichtung des Kreuzes liegt im Dunkeln verborgen. Bereits nach dem Krieg wurde ein solides Fundament gelegt und das Kreuz neu mit dem alten Corpus errichtet. Dieser war während des Krieges durch Granatsplitter genau an der überlieferten Seitenwunde und am linken Oberarm beschädigt worden. In den 90-er Jahren stiftete die Familie Stollenwerk einen neuen Corpus, der nun in 2004 zerschlagen wurde.

    Fachmännische Schreinerarbeit, ein neuer Corpus, ein Schmuckornament und die Unterstützung der Gemeinde Hürtgenwald machten es möglich, das Kreuz am Dreikönigstag 2005 neu zu errichten und durch Pfarrer Axel Lautenschläger einsegnen zu lassen.

    Heinz Fazius 2005

  • Kreuz an der Ecke Richelbachmündung / Kallweg

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Dieses kleine Kreuz zwischen Simonskall und Mestrenger Mühle an der Richelbachmündung in die Kall erinnert daran, dass dort im Jahr 1972 ein belgischer Soldat tödlich verunglückt ist. Sein Geländewagen war von der Straße abgekommen. Auf dem angebrachten Schild steht:

    "Am gegenüberliegenden Steilhang
    verunglückte 1972 ein belgischer
    Soldat während einer Wehrübung
    mit seinem Jeep tödlich.

    Herr, schenk ihm die ewige Ruhe.
    In Erinnerung
    Eifelverein OG Vossenack e.V."

  • Kreuz „Auf der Harth“ / Parkplatz Waldspielplatz

     

    Bis zur Landzusammenlegung in Vossenack um das Jahr 1950 befand sich oberhalb des jetzigen Parkplatzes und Weges „Auf der Harth" der mindestens bis zum 17. Jahrhundert zurückreichende alte Karrenweg nach Simonskall. Dies war in der Nähe des Kreuzes ein ca. 3 m tiefer Hohlweg, der später eingeebnet wurde.

    Dort soll sich vor vielen Jahrzehnten ein Unglück zugetragen haben, wie der Vater Jörres seinem Sohn Ludwig erzählt hatte, der sich jedoch an Einzelheiten nicht mehr erinnert. Da viele Fuhrwerke auf diesem Weg zwischen Vossenack und Simonskall verkehrten, wird vermutlich einer der Fuhrleute verunglückt sein.

    Als Ludwig Jörres auf einem Trödelmarkt ein altes Kreuz entdeckte, kaufte er es und stellte es im Jahr 1990 an dem heutigen Platz auf. Unter seiner Pflege soll es auch an das unglückliche Geschehen vor langer Zeit erinnern. Auf einem Holzschild trug es die Inschrift: „Wanderer, raste und bete"

    Man muss leider sagen „trug", denn die Anlage wurde von unbekannten Vandalen im November 1992 zerstört und der Korpus sowie das Schild gestohlen.

    Aus diesem Grund kann es hier nicht bildlich dargestellt werden.

  • Gedenkstein für drei gefallene Soldaten nahe Ochsenkopf

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Im Jahr 1976 fand eine Kampfmittelräumgruppe hier in unmittelbarer Nähe die beiden Amerikaner Fancis Dempfle und Richard Quick, die augenscheinlich gemeinsam mit einem unbekannt gebliebenen deutschen Soldaten gefallen waren. Die beiden Amerikaner konnten anhand der Erkennungsmarken identifiziert werden. Sie gehörten der 78. US Inf.Div. an. Dempfles Angehörige wurden gefunden, und er wurde in die Heimat überführt. Die Familie hat seitdem Kontakt zu Hürtgenwaldern. Quick fand seine letzte Ruhestätte in Henry Chapelle. Von ihm fand man noch Teile einer Geldbörse mit holländischen Münzen und eine "Silberbibel". Seine Angehörigen waren nicht zu ermitteln. Der Deutsche ist unbekannt geblieben und im Vossenacker Soldatenfriedhof beigesetzt worden.

    Auf dem Stein liest man:

    32 JAHRE LANG VERMISST
    AM 12. MAI 1976 WURDE
    HIER IHR GEMEINSAMES
    GRAB ENTDECKT
    FRANCIS DEMPFLE (USA)
    RICHARD QUICK (USA)
    EIN UNBEKANNTER
    DEUTSCHER SOLDAT

  • Gedenktafel für PFC. Cahow - Ochsenkopfweg Raffelsbrand

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Ganz in der Nähe des vorgenannten Steines, kaum 100 m weiter, wurde noch nach 56 Jahren der seit dem 13. Dezember 1944 vermisste Robert Cahow, aus Clear Lake, Wi., USA, ebenfalls von einem Kampfmittelräumtrupp gefunden und geborgen. Er gehörte der K Co. des 311. Inf.Reg. der 78. Div. an. Er ist 28 Jahre alt geworden. Hier kämpften die Amerikaner seit September um die Zugänge zu den Talsperren der Rur, die sie erst im Februar des Jahres 1945 erreichten. Die 78. US Inf.Div. besaß noch keine Kampferfahrung. Es war ihr erster Einsatz. Ihr 311. Reg. war der 8. US Inf.Div. unterstellt und ihm war der Abschnitt am Ochsenkopf zugeteilt. Die 8. Div war die Ablösung der abgenutzten 28. Inf.Div., die ihre traurige Erfahrung schon in der Allerseelennschlacht im November 1944 gemacht hatte. Schon vorher, Ende September und im Oktober, kämpfte die 9. Inf.Div. in diesem Gebiet.

    Der Tafeltext lautet:

    IN MEMORY OF
    PFC ROBERT CAHOW
    AMERICAN SOLDIER OF WORLD WAR II
    311th REGIMENT,78th INFANTRY DIVISION
    U.S. ARMY
    HE RESTET IN AN UNKNOWN FOREST GRAVE
    56 YEARS
    UNTIL BY CHANGE HIS REMAINS WERE FOUND
    AND RECOVERED BY A GERMAN ORDONANCE
    SWEEPING TEAM NEAR BY THIS MARKER
    ROBERT, WE NEVER DID OR WILL FORGET YOU!
    YOUR FAMILY


    ZUM GEDENKEN AN
    PFC ROBERT CAHOW
    AMERIKANISCHER SOLDAT IM ZWEITEN
    WELTKRIEG
    311. REGIMENT, 78. INFANTRIEDIVISION
    U.S. ARMY
    56 jAHRE
    LANG AN UNBEKANNTER STELLE IM WALD
    BEGRABEN, WURDEN SEINE STERBLICHEN
    ÜBERRESTE HIER ZUFÄLLIG VON EINER
    DEUTSCHEN KAMPFMITTELRÄUMGRUPPE
    AUFGESPÜRT UND GEBORGEN
    ROBERT; WIR HABEN UND WERDEN DICH NIE
    VERGESSEN!
    DEINE FAMILIE

    Im Juni 2004 wurde unter erstaunlich hoher Anteilnahme der hiesigen Bevölkerung, der politischen und kommunalen Öffentlichkeit, des Geschichtsvereins, militärischen Vertretern mehrerer Nationen und vor allem der Familienangehörigen des Gefallenen Robert Cahow und der traurigen Umständen seines Todes gedacht. Die von der Familie Cahow errichtete Gedenktafel in englischer und deutscher Sprache wurde enthüllt.

    Bei der Feier wurde erwähnt, dass noch 190 amerikanische Soldaten im Kampfgebiet des Hürtgenwaldes als vermisst gelten.

  • Tafel des LwFestBtl. XXIV - Junkerhaus in Simonskall

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    In Simonskall, zwischen dem Junkerhaus und der Kremermühle, haben die Angehörigen des Luftwaffenfestungs-Bataillons XXIV am 16.11.2002 einen Gedenkstein aufgestellt. An den Hürtgenwaldkämpfen haben mehrere derartige Einheiten teilgenommen. Diese Soldaten waren meist erst 17 oder 18 Jahre alt. Obwohl für Luftwaffendienste ausgebildet, waren sie hier im Erdkampf als Infanteristen eingesetzt. Sie waren mitsamt ihren Führungskräften den an sie gestellten Anforderungen kaum gewachsen. Den ausgebluteten und verbrauchten Infantriedivisionen wurden sie als Ersatz zugeteilt. Teilweise wurde ihre Tapferkeit anerkennend genannt, aber im Grunde waren sie Kanonenfutter und wurden verheizt. Im Oktober sank die Gesamtstärke des Bataillons innerhalb von acht Tagen von 640 auf 130. Als sie am 4. November 1944 abgezogen wurden, waren sie noch einmal deutlich weniger geworden.

    Man spricht von einer Kompanie "Dolmetscher" aus diesen Einheiten, die komplett übergelaufen wäre.

    Auf der Tafel steht:

    UVS/US d Lw

    Luftwaffenfestungs - Bataillon XXIV
    Oktober 1944
    Simonskall

    Zum Gedenken
    an unsere hier
    gefallenen Kameraden

  • Kreuz an der Mestrenger Mühle

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Dieses Kreuz wurde im August 2012 neben den Eingang zur Mestrenger Mühle aufgestellt. Auf dem Schild ist folgendes zu lesen:

    "Zum Andenken an die Opfer beider Seiten, die bei
    den Kämpfen von Nov. 1944 bis Febr. 1945 im Gebiet
    der Mestrenger Mühle und im Kalltal ihr Leben verloren.

    Den deutschen Soldaten der 272. VGD., der 275. Inf.-Div.
    sowie der 89. Inf-Div.
    und
    den amerikanischen Soldaten der 8. US-Div.,
    der 28. US-Div. sowie der 78. US-Div.



    Hier in der Nähe wurden in einem einmaligen
    humanen Geschehen deutsche und amerikanische
    Verwundete gegenseitig versorgt.

    Aufgestellt im August 2012 durch die ZIF
    (Zeitgeschichtliche Interdisziplinäre Forschungsgruppe)"

  • Kreuz am Todtenbruck

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Auf dem Schild zu Fuße des Kreuzes ist folgendes zu lesen:

    2nd Lieutenant John Charles Eisenhauer

    60. US. Infanterieregiment, K-Kompanie, 9. US. Infantreriedivision.
    Geboren am 23. März 1917 in New York City.
    Vermisst seit dem 27. September 1944 in Raffelsbrand/Todtenbruch.
    Gefunden worden am 12. April 1948 im Walddistrikt 157 durch den
    Waldarbeiter Johann Justen, Zweifall.
    Im Mai 1948 beigesetzt auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof
    Neupre (Neuville-en-Condroz), in Belgien.
    Möge er in Frieden ruhen.

    60. US. Infantry Regiment, K-Company, 9 US. Infantry Division.
    Born at 23 March 1917 in New York City.
    Missing in action since 27 September 1944 in the area of
    Raffelsbrand/Todtenbruch.
    Recovered at 12 April 1948 forest district 157 by the forest worker
    Johann Justen, Zweifall.
    Buried in May 1948 on the American cemetery Neupre
    (Neuville-en-Condroz), Belgium.
    May he rest in peace.

  • Kreuz am Turm in Simonskall

    Kreuz Ecke Tiefenbach Panoramastraße

    Auf dem Schild neben dem Kreuz ist folgendes zu lesen:

    Zum Andenken an die Opfer beider Seiten,
    die bei den Kämpfen von November 1944 bis Februar 1945
    im Gebiet von Simonskall und dem Kalltal ihr Leben verloren.

    Den deutschen Soldaten der 272. VGD,
    der 275. Inf.-Div. sowie der 89. Inf.-Div.
    &
    den amerikanischen Soldaten der 8. US-Div.,
    der 28. US-Div. sowie der 78. US-Div..

    Das Kreuz wurde gestiftet von Herrn Leo Berbig, Simonskall.
    Aufgestellt im April 2012 durch die ZIF
    (Zeitgeschichte Interdisziplinäre Forschungsgruppe).