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Vossenack von oben

EInen herzlichen Dank an Patrik Symma, der uns diese schönen Luftbilder zur Verfügung gestellt hat.

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Streuobstwiesen in Vossenack

Text und Bilder Dr. Rainer Wiertz

Schon Kaiser Karl ordnete an in seinen Pfalzen, die über das ganze Landverteilt waren, neben Gemüse und Heilpflanzen auch Obstbäume anzupflanzen ( Capitulare de villis ). Damals gab es nicht nur Anweisungen über Sortenarten wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Quitten und Nüsse u.a., sondern auch schon konkrete Sorten. Diesen waren bei Äpfeln besonders detailliert, so auch die Unterteilung nach Reifezeitpunkt und verschiedenen Nutzungsarten.

Im Folgenden übernahmen Klöster diese Aufgabe des Anbaus. Hier begann gezielte Selektion und später „Züchtung“ (Mendel).

Grüngürtel aus Obstbäumen entstanden um Burgen, Gehöfte und später auch Siedlungen.

Dies erreichte zum Ende des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt.

Als Streuobstwiese bezeichnet man flächige, hochstämmige und in Sorten und Arten gemischte Obstbaumbestände von mindestens 10 Bäumen je 1500 qm mit einer Unternutzung als Wiese oder Weide.

Ende des 19. Jhd. gab es Fördermaßnahmen zur Bepflanzungen der Ortsränder und Straßen. Obstbaumwarte entstanden, die eine fundierte Ausbildung bekamen und die Aufgabe der Unterstützung und Beratung hatten. Das Obst des Streuobstanbaus hatte eine wichtige Basisfunktion für Ernährung und Gesunderhaltung der Bevölkerung. Es diente zur Stabilisierung des Einkommens und zur wirtschaftlichen Sicherung.

Streuobstwiesen sind das Ergebnis historischer Landnutzung.

siegtal2017Typische Siedlung mit Streuobstgürtel im Siegtal (2017)

UnterdorfVossenack Unterdorf

Auch in Vossenack waren die Gärten und Ortsränder durch Obstbäume geprägt. Die Unternutzung mit Vieh war allgemein üblich. Es gab Sorten, die im Normallager (Keller) bis zum Mai haltbar waren. Äpfel und Sauerkraut waren regelmäßig genutzte Winternahrung, ebenso wie in der Hauswirtschaft konserviertes Beerenobst (Sirup, Mus und Konfitüren).

Während der Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg wurden viele der Obstbäume stark geschädigt und zerstört. Einige haben jedoch bis heute überlebt (besonders Birnen und wenige Apfelbäume)

MestrengerWegAlter Apfelbaum aus der Vorkriegszeit auf der Obstbaumwiese von Raimund Scholl, Mestrenger Weg

UnterdorfBergemannBirnbaum Bergemann im Unterdorf

In den 50er Jahren gab es eine breit angelegte Maßnahme der Landwirtschaftskammer Rheinland, in der Obstsorten für die Mittelgebirgshöhenlagen getestet wurden. In diesem Zusammenhang wurde ein Großteil der heute noch in Vossenack stehenden Bäume gepflanzt. Diese Bäume sind heute im Alters- und Abgangsstadium. Jedes Jahr fallen dem Wind oder der Säge einige zum Opfer. Sie sind mit wenigen Ausnahmen im schlechten Pflegezustand. Für die Ökologie stellen sie noch wertvolle Biotope dar, die aber stark im Rückgang sind.

PflegebeduerftigeDringend pflegebedürftige Bäume in Vossenack

 KirschbaumJoerresKirschbaum Im Oberdorf Jörres (Foto: Stephan Geißer)

UnterdorfabVossenack Im Unterdorf 2017

Eine Nachfrage Ende der 80er Jahre, bezüglich Ergebnisse dieser Untersuchung, ergab die Antwort, dass die Arbeiten von damals „heute“ keine Relevanz mehr haben. „Obst sollte in den guten Lagen bei spezialisierten Betrieben erzeugt werden. Eine Produktion in den Randlagen der Eifel ist nicht produktiv und sollte für die Erwerbsbetriebe keine Konkurrenz sein. Die Ergebnisse sind nicht mehr verfügbar“.

In Deutschland wurde die Rodung von Obst-Hochstammbäumen in den (60 und 70er Jahren) staatlich gefördert. In NRW verschwanden 2.500.000 Obstbäume. Allein in den Jahren 1973 -75 wurden in NRW 1,4 Millionen Obstbäume gerodet und die Landesregierung förderte das mit 30.000.000 DM Rodungsprämien.

Diese Rodungen fanden allerdings mehr auf den besseren Böden statt. In Vossenack ist da nicht viel passiert.

In den 90er Jahren war denn die Kehrtwende. Es wurden Neuanlagen von Streuobstwiesen gefördert. Daran beteiligte sich der Kreis Düren, auch in Vossenack stehen Bäume aus dieser Zeit. Eine nachhaltige Betreuung und Kontrolle fand nicht statt. Die Siegerwiese der ersten Streuobstwiesenmeisterschaft im Kreis Düren (im Jahre 2016) ist eine Wiese die damals gefördert wurde. Sie ist in Nideggen-Rath, hat die Größe von etwa 1,5 ha und etwa 150 Hochstamm Obstbäume. Inzwischen ist sie Bio-zertifiziert und das Obst wird als Biotafelobst und Biosaft vermarktet.

Aktuell werden Streuobstwiesen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes gefördert.

Fördervoraussetzung:

  • Mindestflächengröße 0,15 ha (in diesem Fall mit Baumbestand von mind. 10 Bäumen)
  • Baumpflegemaßnahmen durch Erziehungs-, Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt entsprechend fachlicher Vorgaben
  • Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenbehandlung der Obstbäume
  • Gefördert werden höchstens 55 Bäume/ha
  • Ausgleichsbetrag: 19,- Euro Baum/Jahr, max. 1.045,- €/ha/Jahr

Weitere Fördermaßnahmen sind geplant. Dazu soll aber erst der Istzustand kontrolliert werden.

In der Biostation Düren wird eine neue Stelle zum Bereich Streuobstwiesen eingerichtet.

Die für die Ökologie wichtigen älteren Bäume gibt es in Vossenack noch. Sie nehmen jedoch stark ab. Die wichtige Altersgruppe der 30 bis 50 Jahre alten Bäume sind fast nicht vorhanden. Wenn also demnächst die alten Bäume aus den 50er Jahren verschwinden, dann gibt es keine alten Bäume mehr. Die vielen Tieren, die auf diese Bäume angewiesen sind, haben dann keine Überlebensschanze mehr. Die Biodiversität wird weiter reduziert und nicht nur die Bienen verschwinden.

AlltagObstwiesenAlltag auf den Vossenacker Obstwiesen

NistplatzHier kann nun kein Vogel mehr nisten

Text und Bilder Dr. Rainer Wiertz

Der Eifelbaum

Ein Symbol der Heimatverbundenheit

Der Eifelverein OG Vossenack schenkte dem Ort und der Region ein bemerkenswertes Kunstwerk.

Der Eifelbaum

Im Mai 2008 übergab der Eifelverein in Vossenack der Bevölkerung des Ortes und der Region der Nordeifel ein markantes Kunstwerk – den „EIFELBAUM". Anlass war die 100-Jahrfeier des in vielen Bereichen überaus aktiven Vereins. Entsprechend seinem satzungsmäßigen Auftrag, heimatkundliche und kulturelle Aktivitäten zu verwirklichen, hatte der langjährige Kulturwart der Ortsgruppe, Bruno Linzenich, bereits seit Jahren die Vorstellung, seitens des Eifelvereins und anlässlich dieses Jubiläums ein Kunstwerk von besonderer Güte erstellen zu lassen und dem Heimatort zu schenken. Unterstützt durch Gleichgesinnte sorgte er dafür, dass dieses Projekt in Erfüllung ging und sein Eifelverein hiermit eine kulturelle Bereicherung für die Region ermöglichte.

Dazu konnte er den international bekannten Künstler, Priester und Lehrer am Franziskus-Gymnasium Vossenack, Pater Laurentius U. Englisch OFM, begeistern und gewinnen. Der ehemalige Joseph-Beuys-Schüler entwickelte spontan einen Entwurf, im Ortszentrum einen sogenannten „EIFELBAUM" aus glänzendem Edelstahl zu erstellen, der das Leben und die Natur in der Eifel widerspiegelt. Diese seine künstlerische Idee griffen der Vereinsvorstand, die Gemeindeverwaltung Hürtgenwald und die Vereins- und Dorfgemeinschaft von Vossenack mit großem Interesse auf.

Pater Laurentius U. Englisch OFM

In seiner Objektbeschreibung formulierte der Künstler Pater Laurentius wie folgt:
Auf dem Baptist-Palm-Platz an der Vossenacker Kirche wird zum 100. Geburtstag des Eifelvereins Vossenack ein Monument errichtet, das nicht nur die Philosophie des Vereins, sondern für alle sichtbar die Landschaft und die Menschen mit den Tieren sowie die Natur repräsentiert. Die Tradition eines Wappenbaumes inmitten von Ortschaften aufgreifend, habe ich einen stilisierten Baum entworfen, der aus Felsbrocken der Umgebung ragt. Die wasserreiche Landschaft findet lebendigen Ausdruck durch das fließende Wasser, das über die Felsen zirkuliert. Der Brunnen bekommt vor der Kirche eine erhöhte Symbolkraft, das Symbol von Leben. Baum, Tier und Mensch mit seinen Aktivitäten entfalten sich in vier Stufen in die Höhe. Der blinkende Edelstahl, im Kontrast zum erdigen Felsen mit Wasser, reflektiert das Licht und mit seinen transparenten Gestalten erscheint er leicht in der Luft. Und so endet im Flug des Vogels die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Die Nähe des steinernen Gotteshauses lädt nicht nur die Bedeutung auf, sondern bildet einen verstärkenden formalen Kontrast. Der Baum aus der Erde zum Licht des Himmels wachsend ist ein uraltes Symbol. Er erinnert an die Mitte des Gartens Eden und verstärkt hier die Mitte des Ortes Vossenack. Die Tiere der Landschaft, die Rinder, das Wild und der Wald, die fröhlichen Gestalten, Reiter und Burg, die Landfrauen und Musikanten, die Wanderer und Radler, sie alle steigen in Stufen hinauf bis zum Flug des Vogels, zwischen Himmel und Erde."

Der Eifelbaum Ausschnitt

Dank der finanziellen Unterstützung der Kultur- und Naturstiftung der Sparkasse Düren, weiterer Banken, Firmen und Privatpersonen rückte der Beginn der Arbeiten in greifbare Nähe. Das Kunstwerk konnte nach der erfolgreichen Akquisition dieser Sponsoren dann umgesetzt werden, die Gesamtfinanzierung war nach zähen Bemühungen durch Projektleiter Linzenich abgesichert. Eine Menge Unterstützung bei der Planung und Ausführung erhielt er durch Dipl. Ing. Bernd Nork † und Architekt Walter Kiszio, die über viele Monate die Tiefbauarbeiten mit Fundamentierung, Wasserzisterne, Objektbeleuchtung und den Gesamtaufbau begleiteten. Die gesamten Edelstahlarbeiten wurden von der Firma Metallbau Wolfgang Richter, Hürtgenwald-Horm, in fast 300 Handarbeiterstunden geleistet. Und hierbei war äußerste Präzisionsarbeit gefragt – galt es doch, die Darstellungen der Figuren und Tiere so zu gestalten, dass sie so filigran wie Scherenschnitte sich dem Betrachter darstellen. Und dies ist den Metallern mit den 1:1-Schablonen des Künstlers sehr gut gelungen. Nach der Bergung der über 300 Mill. Jahre alten und bis zu je 7 Tonnen schweren und bis zu 2,70 Meter hohen Felsbrocken, die an der Höhenschneise bei Raffelsbrand seit dieser Zeit lagerten, wurden im Frühjahr 2008 die Tiefbauarbeiten gestartet. Das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde stellte diese steinernen Urzeitzeugen zur Verfügung, die am Objekt durch einen 50 t-Kran aufgestellt wurden. Gleichfalls mittels einen Kranes wurden die Edelstahlteile in Form des Baumstammes und der Baumkrone in die Senkrechte gebracht.

Der Eifelbaum Ausschnitt

Der Eifelbaum Ausschnitt

Der Eifelbaum Ausschnitt

Der Eifelbaum Ausschnitt

Am Sonntag, dem 25. Mai 2008, erfolgte bei strahlendem Wetter die offizielle Übergabe des „EIFELBAUMES" an Vossenack und die Region. Über 500 Besucher mit vielen Ehrengästen waren erstaunt über die monumentale Skulptur von fast 10 Meter Höhe. Ihre Anerkennung und ihren Dank an den Eifelverein Ortsgruppe Vossenack für ihr ehrenamtliches Engagement sprachen die Vorsitzende des Kreiskulturausschusses Käthe Rolfink, der Hauptvorsitzende des Eifelvereins Dr. Hans Klein, Bürgermeister Axel Buch und der Vorsitzende der Vereins- und Dorfgemeinschaft, Erich Leisten, aus. Der Landrat des Kreises Düren, Wolfgang Spelthahn, sprach von einem „Leuchtturmprojekt" und einem einmaligen Geschenk des Eifelvereins Vossenack an die Region. Er gab an die Touristiker die Empfehlung, dass sie künftig auf der Internationalen Tourismusbörse hiermit werben sollten: Ohne den „Eifelbaum" in Vossenack gesehen zu haben, kann man nicht aus der Eifel nach Hause fahren. Der Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald, Axel Buch, und Ortsvorsteher Reinhold Niessen nahmen das Geschenk vom Vereinsvorsitzenden Georg Dülks und dem Initiator Bruno Linzenich freudig in Empfang, zumal der „Eifelbaum" als bemerkenswertes Kunstwerk eines einheimischen Künstlers dem bald neu zu gestaltenden Baptist- Palm-Platz und dem ganzen Dorf einen außergewöhnlichen kulturellen Mittelpunkt gibt.

Der Eifelbaum Ausschnitt

Der Eifelbaum Ausschnitt

Der Künstler Pater Laurentius und die Verantwortlichen des Eifelvereins OG Vossenack waren mit ihrem Projekt sehr zufrieden. Nicht nur an diesem Festtag, sondern bis heute erreichen den Verein anerkennende Worte. Trotz einer anfänglichen Skepsis war und ist man sehr erfreut, dass die Skulptur in der Bevölkerung eine große Resonanz findet und nicht selten von Bürgerinnen und Bürgern gesagt wird: „Unser Eifelbaum".

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall nicht nur für Kunstinteressierte, zumal über Tag das Wasser unter der Baumkrone über die Felsbrocken plätschert und abends die Beleuchtung den filigranen Motiven eine mystische Stimmung verleiht.

Geschrieben von Bruno Linzenich †

Mahnmal des Friedens

Weit im Umkreis ist die von Pater Laurentius Englisch, OFM. geschaffene Kreuzigungsgruppe bekannt. Sie wird allseits bewundert. Vossenack kann stolz auf dieses eindrucksvolle Kunstwerk sein. Pater Laurentius selbst nennt sie eine "Auferstehungsgruppe". Er weist ja mit dem Begriff Auferstehung auf den Frieden hin, den ewigen Frieden, den die Menschheit erwartet. Er stärkt die Hoffnung auf diesen Frieden. Jesus beugt sich herab und streckt seine Hand aus. Er will den Menschen herüberhelfen zum Frieden vor Gott. Diese strecken ihm ihre Hände, wie Maria Magdalena, hilfe- und friedensuchend entgegen.

Pater Laurentius über die Auferstehungsgruppe:

"Die große Kreuzgruppe oder vielmehr die Auferstehungsgruppe - auf dem Gemeindefriedhof in Vossenack ist nach Verhandlungen mit dem damaligen Ortsvorsteher Baptist Palm entstanden, der den Bronzeguss durch Sammlungen bei der Bevölkerung der Region bezahlte.
Hier habe ich mich in der Figur Johannes des Täufers auch selbst dargestellt - innerhalb der vorgegebenen kirchlichen Normen und Erwartungen der Rezipienten. Durch diese Bedingungen fühle ich mich aber nicht eingeengt. Vielmehr soll meine Kunst auf die Betrachter hin orientiert sein. So sind die Figuren Identifikationsgestalten. Magdalena, die mit erhobenen Armen mit dem herabsteigenden Christus spricht, ist als Rückenfigur ein Bild des Betrachters.
Es ist offensichtlich, dass hier meine priesterliche und künstlerische Verkündigung eine Einheit bilden und unbedingt therapeutische Wirkungen eröffnen. Besucher aus den Niederlanden sind seit vielen Jahren mit mir in Kontakt, da diese Figurengruppe vom Gemeindefriedhof den auf den Tod erkrankten Besuchern innere Freiheit und Hoffnung schenkten. Die Körper meiner Figuren - und als Bildhauer sind es immer wieder menschliche Gestalten - zeigen Schönheit, Sinnlichkeit, Sehnsucht, Entsetzen und Leid des Menschen. So kann sich der Betrachter auf vielfältige Weise mit den Bildnissen identifizieren."

Es kommt bei den Betrachtern möglicherweise etwas zu kurz, dass sie auch ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt ist. Eine Schrifttafel macht allerdings darauf aufmerksam: